Politik

Tote und Verletzte bei Angriffen Erbitterte Kämpfe um Industriestadt Sjewjerodonezk

Die russische Armee kontrolliert etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums.

Die russische Armee kontrolliert etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums.

(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)

Seit einiger Zeit konzentriert Russland seine Offensive auf den Osten der Ukraine. Russische Truppen rücken langsam vor. So auch in Sjewjerodonezk. Laut dem Gouverneur der Region Luhansk konnten Teile aber zurückerobert werden. Er hält es nicht für realistisch, dass die Stadt bald fällt.

Um Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine wird weiter erbittert gekämpft. Russland verstärke seine Truppen rund um die Industriestadt, teilte der ukrainische Generalstab mit. Bei den Angriffen auf die strategisch wichtige Stadt werde Artillerie eingesetzt. Der Versuch der russischen Soldaten, ins nahe gelegene Bachmut vorzudringen und Sjewjerodonezk abzuriegeln, sei allerdings gescheitert. Daraufhin hätten sich die russischen Einheiten zurückgezogen.

Am Freitagabend hatte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj, erklärt, in Sjewjerodonezk seien Teile zurückerobert worden. Etwa ein Fünftel des an die russische Armee verlorenen Gebietes der Stadt sei wieder unter ukrainischer Kontrolle. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. Gouverneur Gajdaj sagte im ukrainischen Fernsehen, es sei nicht realistisch, dass Sjewjerodonezk in den kommenden zwei Wochen fallen werde. "Sobald wir genügend westliche Langstreckenwaffen haben, werden wir ihre Artillerie von unseren Stellungen wegdrängen. Und dann, glauben Sie mir, die russische Infanterie, sie werden einfach rennen."

In einem Online-Beitrag erklärte Gajdaj später, am Freitag seien bei russischen Angriffen auf die Region Luhansk, in der auch Sjewjerodonezk liegt, vier Menschen getötet worden, darunter eine Mutter und ein Kind. Nach Erkenntnissen des britischen Militärgeheimdienstes hält das russische Militär seine Artillerie- und Luftangriffe im Osten der Ukraine auf einem hohen Niveau. "Der verstärkte Einsatz von ungelenkter Munition hat zur großflächigen Zerstörung bebauter Gebiete im Donbass geführt und mit ziemlicher Sicherheit erhebliche Kollateralschäden und zivile Opfer verursacht", teilte das Verteidigungsministerium unter Verweis auf den regelmäßigen Geheimdienstbericht auf Twitter mit. Russland habe seine taktischen Luftangriffe verstärkt, um den langsamen Vormarsch zu unterstützen. Zum Einsatz kämen Kampfflugzeuge und Artillerie.

Russland konzentriert Offensive auf Osten

Auch im Süden der Ukraine setzte das russische Militär seine Angriffe fort. In der Region Odessa habe am Morgen eine Rakete ein landwirtschaftliches Lager getroffen, schrieb ein Sprecher der Regionalregierung auf Twitter. Zwei Menschen seien verletzt worden. Zudem wurden bei einem Angriff auf die Region Charkiw im Nordosten am Freitag zwei Menschen getötet. Zwei weitere seien verletzt worden, als ein ziviles Ziel von russischer Seite beschossen worden sei, meldete die ukrainische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf Rettungskräfte.

Die russische Armee kontrolliert etwa ein Fünftel des ukrainischen Territoriums. Etwa die Hälfte davon - wie die annektierte Halbinsel Krim - geriet bereits 2014 unter die Kontrolle Russlands beziehungsweise der von ihm unterstützten Separatisten im Donbass im Osten. Das übrige Gebiet haben die russischen Soldaten seit Beginn ihrer Invasion am 24. Februar eingenommen. Seit einiger Zeit konzentriert Russland seine Offensive auf den Osten des Nachbarlandes. Seine Truppen rücken langsam, aber stetig vor. Es ist ihnen bislang jedoch nicht gelungen, die beiden Regionen Luhansk und Donezk, die den Donbass bilden, vollständig einzunehmen.

Sollte das russische Militär Sjewjerodonezk und seine Zwillingsstadt Lyssytschansk auf der anderen Seite des Flusses Siwerskji Donez einnehmen, hätte es die Region Luhansk vollständig unter Kontrolle. Der russische Präsident Wladimir Putin hätte damit ein wichtiges Ziel erreicht. Die russischen Truppen haben bereits im Süden der Ukraine Gebiete eingenommen. Sie haben die Kontrolle über die praktisch zerstörte Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer, das über die Straße von Kertsch mit dem Schwarzen Meer verbunden ist, und wollen die Krim über eine Landbrücke mit dem Donbass verbinden.

Quelle: ntv.de, jki/rts

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen