Schwere Vorwürfe durch Cohen Ex-Anwalt bezeichnet Trump als "Rassist"
27.02.2019, 07:45 Uhr
In einer beglaubigten Stellungnahme erhebt Trumps Ex-Anwalt schwere Vorwürfe. Cohen nennt den US-Präsidenten einen "Rassisten, Hochstapler und Betrüger" - und klärt auf, wer für die geleakten Clinton-Mails verantwortlich sein soll.
In einer mit Spannung erwarteten Anhörung will sich Michael Cohen, der langjährige Anwalt von US-Präsident Donald Trump, heute den Fragen von Abgeordneten im Kongress stellen. Dem US-Portal "Politico" liegt bereits eine vorbereitete Stellungnahme des 52-Jährigen vor. Darin erhebt Cohen schwere Vorwürfe gegen den Präsidenten und bezeichnet ihn als "Rassist, Hochstapler und Betrüger".
"Ich schäme mich, dass ich mich dafür entschieden habe, Trumps unerlaubte Handlungen zu verbergen, anstatt auf mein eigenes Gewissen zu hören", wird Cohen in der Zeugenaussage zitiert. "Ich schäme mich, weil ich weiß, was Trump ist."
Geleakte Clinton-Mails mit Assange abgesprochen?
Die vorbereiteten Aussagen weisen auch darauf hin, dass der langjährige Trump-Berater Roger Stone "mit Julian Assange über WikiLeaks und die Veröffentlichung von E-Mails der Demokraten" gesprochen habe. Im Detail bezeuge Cohen ein Telefongespräch im Juli 2016, das zwischen Trump und Stone stattgefunden habe. Darin soll Stone den damaligen Präsidentschaftskandidaten über Informationen durch Assange aufgeklärt haben. Assange habe Stone damals zugesichert, dass es "innerhalb von ein paar Tagen eine riesige Menge E-Mails geben würde, die Hillary Clintons Kampagne schaden würden."
Der ehemalige Trump-Anwalt kooperiert mit Sonderermittler Robert Mueller. Dieser untersucht, ob es bei den mutmaßlichen Versuchen russischer Einflussnahme auf den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 geheime Absprachen zwischen dem Trump-Lager und Vertretern Russlands gab. Muellers Untersuchung soll aber eigentlich kein Thema in der öffentlichen Anhörung sein.
Cohen sagt in dieser Woche in mehreren Anhörungen vor dem US-Kongress aus. Am gestrigen Dienstag hatte er sich hinter verschlossenen Türen vor dem Geheimdienstausschuss des Senats geäußert. Am Donnerstag ist eine nicht-öffentliche Anhörung vor dem Geheimdienstausschuss der anderen Kongresskammer, des Repräsentantenhauses, geplant. Besonders viel Aufmerksamkeit richtet sich aber auf seine öffentliche Aussage an diesem Mittwoch vor dem Kontrollausschuss des Repräsentantenhauses. Die Sitzung beginnt um 16.00 Uhr deutscher Zeit (10.00 Uhr Ortszeit).
Anhörungen unter Eid
Nach seinem ersten Auftritt hinter verschlossenen Türen sagte Cohen, er freue sich auf die öffentliche Anhörung. Es sei dann an der Öffentlichkeit, selbst zu entscheiden, wer die Wahrheit sage. Trump und das Weiße Haus sind seit Monaten bemüht, Cohen als Lügner zu diskreditieren. Er steht bei der Anhörung unter Eid.
Im Jahr 2006 hatte der Ex-Anwalt bei der Trump-Organisation angefangen, zuletzt war er dort Vizepräsident. Der 52-Jährige wurde oft als Trumps "Ausputzer" beschrieben. Aber er hat sich von seinem früheren Boss abgewendet und ihn mehr als einmal in Bedrängnis gebracht. Im August bekannte er sich vor Gericht wegen Verstößen gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung und anderer Anklagepunkte schuldig.
Im November bekannte sich Cohen zudem schuldig, den Kongress belogen zu haben. Dabei ging es um den geplanten Bau eines Trump-Towers in Moskau, der letztlich nicht zustande kam. Für seine Vergehen wurde er im Dezember zu drei Jahren Haft verurteilt worden und soll seine Strafe im Mai antreten.
Quelle: ntv.de, mba/dpa