Elbe bei "Maischberger" Fischer mag keine Kritik
21.04.2005, 19:01 UhrDer von Außenminister Joschka Fischer in den einstweiligen Ruhestand versetzte deutsche Botschafter in der Schweiz, Frank Elbe, hat seine Kritik an dem Grünen-Politiker verschärft. "Er hat ein Zeichen gesetzt, dass er mit Kritik nicht umgehen kann", sagte Elbe in der n-tv Sendung "Maischberger" am Donnerstag. Elbe hatte vor kurzem massiv seinen Unmut über die vom Außenminister angeordnete Gedenkpraxis für gestorbene Diplomaten geäußert.
Zwar wolle er "nicht mehr nachkarten", sagte Elbe der "Bild"-Zeitung. Zugleich ergänzte er aber: "Sicherlich hat es viele Kollegen tief verletzt, wie der Minister die Nachruf-Praxis geregelt und in der Visa-Affäre Fehler zunächst vor allem bei den Mitarbeitern gesehen hat. Es lässt sich nicht bestreiten, dass es große Unruhe unter den Kollegen gibt und die Stimmung ausgesprochen mies ist."
Elbe hatte Fischer in einem Brief, der auch an "Bild" gelangt war, unter anderem ein miserables Krisenmanagement vorgeworfen und vor einer Spaltung des AA gewarnt. Nun sagte er dem Blatt: "Ich hätte mir gewünscht, dass man mich zumindest angehört hätte." Er fühle sich "stieselig" behandelt.
Erneut kritisierte Elbe die von Fischer geänderte Nachrufpraxis im Auswärtigen Amt. Er finde es weiterhin nicht in Ordnung, dass "Kollegen, die sich um die Bundesrepublik Deutschland verdient gemacht haben", ein ehrendes Andenken verweigert werde, "nur, weil sie wie alle Diplomaten während der Hitler-Diktatur der NSDAP angehörten".
Die "Welt" hatte berichtet, dass Elbe wegen seiner Entlassung den schleswig-holsteinischen Landtagsabgeordneten und Rechtsanwalt Trutz Graf Kerssenbrock (CDU) mit der Wahrnehmung seiner Interessen beauftragt habe. Dieser sagte, er prüfe nun, ob Elbes Versetzung in den Ruhestand willkürlich erfolgt sei.
Fischer hatte ehrende Nachrufe auf Diplomaten in einer Hauszeitschrift des Ministeriums gestoppt, nachdem damit ein wegen Kriegsverbrechen in der NS-Zeit verurteilter Ex-Konsul geehrt wurde. Später revidierte Fischer die Regelung und entschied, künftig grundsätzlich auf Nachrufe zu verzichten und den Tod früherer Mitarbeiter nur noch zu vermelden. Mit dieser Anweisung will Fischer verhindern, dass - wie geschehen - ehemaligen NSDAP-Mitgliedern mit einem ehrenden Nachruf gedacht wird. Er selbst hatte zur Gedenkpraxis gesagt, er werde es nicht zulassen, dass ein ehrendes Gedenken bei fragwürdigen Biografien auch in seinem Namen erscheine. 60 Jahren nach Kriegsende und der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz werde Deutschland von außen nach wie vor kritisch gesehen. Fischer erwägt inzwischen, die Rolle des AA im Nationalsozialismus von einer Historiker-Kommission beleuchten zu lassen.
Quelle: ntv.de