Erstmals Bundespräsidentin? Frauen in Union für Frau im Schloss Bellevue
21.12.2020, 12:00 Uhr
Klöckner sagte, auch eine Frau könne das höchste Staatsamt bekleiden.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wann auch immer man in den vergangenen 70 Jahren ins Schloss Bellevue schaute, war dort ein Mann zu erblicken. Dabei muss es nicht bleiben – die Frauen in der Union regen nun eine Kandidatin an.
In der Union gibt es Überlegungen, nach der nächsten Bundestagswahl erstmals eine Frau an die Spitze des Staates zu wählen. Zwar stehe die Frage einer Bundespräsidentin jetzt nicht an, sagte CDU-Vizechefin Julia Klöckner der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Die Wahl einer Frau wäre aber "schlicht ein Stück Normalität auch im höchsten Staatsamt". Für den Posten komme es auf eine "veritable Persönlichkeit" an, und das könne "natürlich auch eine Frau sein", sagte Klöckner.
Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Silvia Breher sagte der Zeitung: "Ich kann mir durchaus auch eine Frau als Bundespräsidentin vorstellen." Dem vorgeschaltet sei jedoch die Frage, ob der seit 2017 amtierende Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für eine zweite Amtszeit zur Verfügung stehe.
Nach Berechnungen der Zeitung auf der Grundlage aktueller Umfrageergebnisse für die zuvor stattfindenden Bundestags- und Landtagswahlen könnten sowohl Schwarz-Grün als auch Schwarz-Rot in der nächsten Bundesversammlung im Februar 2022 mit einer Mehrheit rechnen - die Bundesversammlung ist das Gremium, das alle fünf Jahre zusammentritt, um den Bundespräsidenten zu wählen. Ein rot-rot-grünes Bündnis hätte dagegen nicht die erforderliche Mehrheit. Rein rechnerisch könnte auch ein Vorschlag von Union und FDP in der geheimen Wahl mit den Stimmen der AfD eine Mehrheit finden.
Bislang waren nur Männer Bundespräsidenten. Es gab aber bereits mehrere Kandidatinnen, darunter Gesine Schwan für die SPD (2004 und 2009) oder Hildegard Hamm-Brücher für die FDP (1994). Auch die Union schickte bereits einmal eine Frau ins Rennen. 1999 kandidierte die Thüringer Professorin Dagmar Schipanski für die Christdemokraten, unterlag aber dann Johannes Rau von der SPD.
Die bisherigen Kandidatinnen gingen stets als Underdogs ins Rennen, die Favoriten und späteren Gewinner waren Männer. Sollte die Union bei der Bundestagswahl 2021 ein starkes Ergebnis einfahren, könnte eine etwaige Kandidatin so große Siegchancen haben wie nie zuvor.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP