"Geschlagen und gedemütigt" Georgiens Ex-Präsident wird in Haft wohl gefoltert
19.12.2021, 10:49 Uhr
50 Tage verbrachte Georgiens Ex-Präsident Michail Saakaschwili Hungerstreik.
(Foto: picture alliance / Jacek Turczyk/PAP/dpa)
Der pro-westliche Saakaschwili sitzt seit Anfang Oktober im Gefängnis - nach einem Urteil wegen Amtsmissbrauchs. Ärzte stellen nun fest, dass der ehemalige Staatschef psychisch gefoltert und misshandelt wird. Sie fordern eine angemessene medizinische Versorgung.
Der georgische Ex-Präsident Michail Saakaschwili ist nach Angaben von Ärzten im Gefängnis gefoltert worden. Seine Gesundheit habe sich durch psychische Folter und Misshandlungen in der Haft stark verschlechtert, erklärte ein Gremium unabhängiger Ärztinnen und Ärzte in Tiflis. Saakaschwili hatte am 20. November einen 50 Tage zuvor begonnenen Hungerstreik abgebrochen, nachdem er in ein Militärkrankenhaus verlegt worden war.
Saakaschwili habe "infolge von Folter, Misshandlungen, unzureichender medizinischer Versorgung und dem langen Hungerstreik" neurologische Erkrankungen entwickelt, erklärten die Medizinerinnen und Mediziner, die ihn in der Haft untersucht hatten. Sie diagnostizierten unter anderem die Hirnerkrankung Wernicke-Enzephalopathie und eine Posttraumatische Belastungsstörung.
Die Psychiaterin Mariam Jischkariani sagte, die Beschwerden seien auf psychische Folter in der Haft zurückzuführen. Um keine dauerhaften Schäden davonzutragen, müsse Saakaschwili angemessen medizinisch versorgt werden. Saakaschwili seien stattdessen Psychopharamaka verschrieben worden, die er gar nicht benötige und die seine Gesundheit weiter schädigen könnten.
Todesdrohungen und Schlafentzug
Anfang November hatte Saakaschwili erklärt, er sei im Gefängnis psychisch gefoltert und von Wärtern misshandelt worden. Konkret hatte er sich über Todesdrohungen, Schlafentzug und körperliche Misshandlungen beklagt. "Ich wurde gefoltert, unmenschlich behandelt, geschlagen und gedemütigt", sagte er.
Saakaschwili war im Oktober nach acht Jahren im Exil aus der Ukraine nach Georgien zurückgekehrt und sofort festgenommen worden. Er steht nun wegen Machtmissbrauchs vor Gericht. Saakaschwili weist den Vorwurf als politisch motiviert zurück.
Saakaschwili war nach der von ihm angeführten, weitgehend friedlichen Rosenrevolution von 2004 bis 2013 Präsident Georgiens. In der Zeit setzte der pro-westliche Politiker tiefgreifende Wirtschaftsreformen durch. Seine georgische Staatsangehörigkeit wurde ihm 2015 entzogen. 2018 wurde er in Abwesenheit bereits zu sechs Jahren Haft wegen Amtsmissbrauchs verurteilt.
Quelle: ntv.de, hny/AFP