Stundenlange Bombardierungen Gouverneur beschreibt brutales Hin und Her in Sjewjerodonezk
04.06.2022, 08:09 Uhr
Kiew wirft Moskau vor, aus der letzten verbliebenen Bastion der Ukraine in Luhansk ein "zweites Mariupol" zu machen.
(Foto: picture alliance/dpa/Ukrinform)
In der Stadt Sjewjerodonezk bombardieren russische Streitkräfte laut dem Gouverneur der Region Luhansk stundenlang ukrainische Stellungen. Inzwischen seien russische Soldaten zwar wieder zurückgedrängt worden, doch es würden immer wieder frische Kompanien mobilisiert.
In der strategisch wichtigen Stadt Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine haben die Verteidiger laut eigenen Angaben die russischen Streitkräfte etwas zurückgedrängt. Hätten die russischen Soldaten zuvor "etwa 70 Prozent" der Stadt kontrolliert, "so sind sie jetzt um 20 Prozent zurückgedrängt worden", sagte der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gajdaj.
Er beschrieb ein brutales Hin und Her. Die russischen Streitkräfte "bombardieren unsere Stellungen stundenlang, dann schicken sie eine Kompanie frisch mobilisierter Soldaten, sie sterben, dann begreifen sie, dass es noch Widerstandsnester gibt, und sie fangen wieder an zu bombardieren", sagte Gajdaj. So laufe das im vierten Monat der russischen Invasion.
Auch nach Angaben des ukrainischen Generalstabs führt Russland die Angriffe mit Hilfe frischer Reserven fort. "Mit Artillerieunterstützung führt der Feind Sturmhandlungen in der Ortschaft Sjewjerodonezk durch, hat seine Gruppierung mit der mobilen Reserve des 2. Armeekorpus verstärkt, die Kämpfe in der Stadt halten an", heißt es in einem Lagebericht. Russische Angriffe auf den Vorort Ustynowka seien ebenso erfolglos verlaufen wie eine versuchte Bodenoffensive im Raum Bachmut, berichtete der Generalstab. Die russischen Angriffe zielen darauf ab, die ukrainischen Truppen in Sjewjerodonezk von der Versorgung abzuschneiden und sie einzukesseln.
Die Gegend um Sjewjerodonezk - Lyssytschansk - ist ein Ballungsraum, in dem vor dem Krieg 380.000 Menschen lebten. Sie ist der letzte Flecken im Gebiet Luhansk, der noch von kiewtreuen Truppen gehalten wird. Kiew wirft Moskau vor, aus der letzten verbliebenen Bastion der Ukraine in Luhansk ein "zweites Mariupol" zu machen. Die Hafenstadt am Asowschen Meer war wochenlang belagert worden und ist weitgehend zerstört. Mariupols Bürgermeister Wadym Bojtschenko erklärte, die "Besatzungsmächte" hätten die Stadt "fast in Schutt und Asche gelegt". Das Ergebnis nach hundert Tagen Krieg seien "mehr als 22.000 getötete Zivilisten, 1300 zerstörte Gebäude und 47.000 Menschen, die nach Russland oder in die von den prorussischen Separatisten kontrollierten Gebiete deportiert wurden", sagte er.
Quelle: ntv.de, jki/AFP