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"Ziel von Mobilisierungsrazzien" ISW: Wildberries-Lagerhäuser vor Brand im Visier russischer Behörden

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Von dem Lagerhaus der Großkette Wildberries ist nach dem Großbrand nicht mehr viel übrig.

Von dem Lagerhaus der Großkette Wildberries ist nach dem Großbrand nicht mehr viel übrig.

(Foto: REUTERS)

Am Samstag brennt in St. Petersburg ein Lagerhaus der Online-Kette Wildberries komplett nieder. Die Brandursache ist noch unklar, trotzdem kursieren bereits einige Vermutungen. Das ISW schreibt, dass in Lagerhäusern der Handelskette vor kurzem mehrere Razzien gegen Migranten stattfanden - viele mit Militärvorladung.

Das Lagerhaus von Russlands größtem Online-Händler Wildberries in St. Petersburg ist nach einem Feuer am Samstag komplett niedergebrannt. Eine offizielle Brandursache gibt es bislang nicht. Allerdings sollen Lagerhäuser der Firma in den vergangenen Wochen wiederholt zum Ziel von Razzien geworden sein, schreibt das Institute for the Study of War (ISW) in seinem aktuellen Lagebericht. Demnach sollen dabei Arbeitsmigranten von russischen Behörden festgenommen worden sein und militärische Vorladungen erhalten haben.

Die russischen Strafverfolgungsbehörden hätten zudem kürzlich 700 Migranten in einem Lagerhaus von Wildberries im Gebiet Moskau festgenommen. Zuvor sollen auch einige Vorladungen zum Militär ausgestellt worden sein, heißt in dem Bericht. Auch in dem Lagerhaus in St. Petersburg sollen russische Behörden kurz vor dem Brand eine Razzia durchgeführt haben, nachdem es vom 10. auf den 11. Januar zu einer Massenschlägerei zwischen Arbeitsmigranten gekommen war. Mehrere Migranten sollen zudem militärische Vorladungen erhalten haben.

Die russischen Behörden haben laut ISW immer wieder Razzien in Migrantengemeinschaften durchgeführt, um eingebürgerten Migranten Vorladungen zum Militär auszustellen und andere Migranten zum Militärdienst zu zwingen. "Wildberries scheint ein bemerkenswertes Ziel für diese Mobilisierungsrazzien zu sein, und das Unternehmen hat bereits zugegeben, dass solche Razzien seinen Betrieb unterbrochen haben", schreibt das ISW.

"Das Dach bricht zusammen"

Videos auf X aus dem Inneren der Lagerhalle zeigen, wie dort Chaos und Panik ausbricht. Viele wurden von dem Brand ganz offensichtlich überrascht. Mitarbeiter flohen vor einer riesigen Feuerwand, jemand schrie: "Raus, alle raus! Das Dach bricht zusammen." Wegen wiederholter Fehlalarme sei der Feueralarm ausgeschaltet gewesen. Später berichteten Mitarbeiter von Wildberries auf X, dass sie das in Brand geratene Lagerhaus nicht ohne eine Personendurchsuchung verlassen durften, damit niemand etwas stehlen konnte.

Das Feuer breitete sich laut dem russischen Katastrophenschutzministerium rasend schnell auf 70.000 Quadratmeter aus. Zeugenaussagen zufolge brannte das Lagerhaus innerhalb von 20 Minuten nieder. Von den 1200 Beschäftigten sollen zwei Menschen verletzt worden sein und einer werde vermisst, schreibt die estnische Politikerin Jaanika Merilo auf X. Von russischer Seite hat es bislang keine Berichte über Tote oder Verletzte gegeben.

Was den Großbrand in dem Lagerhaus bei St. Petersburg auslöste, ist zwar offiziell noch nicht geklärt. Dem russischen Sender RBK zufolge heißt es aus dem Umfeld des Ministeriums, dass Brandstiftung eine der möglichen Ursachen sei. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldet, das Feuer sei auf fehlerhafte Verkabelungen zurückzuführen. Gerüchten zufolge, die im Internet kursieren, hätten Arbeiter selbst das Feuer gelegt, um gegen die Razzien und Einberufungen zu protestieren. Der durch den Brand entstandene Schaden könnte Experten zufolge 11 Milliarden Rubel (125 Millionen US-Dollar) übersteigen.

Quelle: ntv.de, vmi

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