Ben Wagin wurde 91 Initiator des "Parlaments der Bäume" tot
29.07.2021, 14:50 Uhr
War noch im hohen Alter künstlerisch und aktivistisch aktiv: Ben Wagin.
(Foto: picture alliance/dpa)
Unter Bäumen die Namen von Todesopfern an der Mauer - das "Parlament der Bäume" in Berlin ist eine Institution. Sein Schöpfer Ben Wagin ist nun gestorben. Wie kaum ein anderer verband er Kunst, Erinnerungskultur und den Schutz der Umwelt.
Der Aktionskünstler Ben Wagin ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 91 Jahren, wie ein Sprecher von Kulturstaatsministerin Monika Grütters mitteilte. Bekannt ist Wagin für seine Installation "Parlament der Bäume", die in Berlin an die Todesopfer der Mauer erinnern und zum Frieden mahnen soll. Mit seiner Aktionskunst wies er seit den 50er Jahren auf die selbstzerstörerische Kraft der menschlichen Kultur hin.

Die Gedenkstätte "Parlament der Bäume" am Tag der deutschen Einheit im Jahr 1997.
(Foto: picture-alliance / ZB)
Die inzwischen unter Denkmalschutz gestellte Erinnerungsstätte für die Mauertoten entstand 1990 auf dem ehemaligen Grenzstreifen in der Nähe des Reichstags. Unter Bäumen sind auf Granitplatten die Namen von Opfern des DDR-Grenzregimes eingraviert. Ein Teil der Anlage wurde Ende der 1990er Jahre in das für den Bundestag gebaute Marie-Elisabeth-Lüders-Haus integriert. Dort ist ein Teil der von Wagin gestalteten Original-Mauersegmente öffentlich zugänglich.
Mit seinem Baumpaten-Verein pflanzte der 1930 im heute polnischen Jastrow geborene Wagin kontinuierlich Bäume auf dem ehemaligen Grenzstreifen. Dass ein großes Teilstück der Hinterlandmauer erhalten blieb, sei dem Engagement von Wagin zu verdanken, sagte einmal der Direktor der Mauer-Stiftung Axel Klausmeier. Er würdigte Wagin als beeindruckenden Künstler, der die Erinnerungskultur im öffentlichen Raum Berlins maßgeblich geprägt habe.
Wagin lebte dem "Tagesspiegel" zufolge seit 1957 in Berlin, wo er an der Hochschule der Künstler studiert. Auch der "Weltbaum" am Siegmunds Hof stammt von Wagin. Er entstand 1975 nahe der S-Bahnstation Tiergarten und gehört zu den ältesten Wandmalereien Berlins. "Zwischen Ben Wagin und den Bäumen besteht eine enge Verbindung. Als Baumpate engagierte sich der Streetart-Künstler für den Schutz von Natur und Umwelt und pflanzte Bäume", heißt es auf berlin.de über Wagin. So verband Wagin seine Kunst mit seinem Engagement für die Umwelt.
"Der Tod meines Freundes Ben Wagin macht mich sehr traurig", erklärte Kulturstaatsministerin Grütters. Er sei "der größte und beste Baumpate und ein wunderbares Vorbild für den Schutz von Natur und Umwelt" gewesen. Viele seiner Aktionen seien nicht nur ein Aufruf zum nachhaltigen und rücksichtsvollen Umgang mit der Natur, sondern ebenso "Appelle für Frieden und Versöhnung".
"Mit Ben Wagin verlässt uns ein Künstler ganz eigener Art", erklärte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller. Menschen wie er würden gebraucht - "Personen, die Politik, Natur und Kunst zusammendachten und die niemals müde wurden, sich einzumischen, Stellung zu beziehen und manchmal auch unbequem zu sein". Wagin sei ein Berliner Original gewesen, "ohne dessen Wirken unsere Stadt ärmer gewesen wäre".
"Wo Ben ist, sind Bäume - so könnte man das Schaffen des Künstlers Ben Wagin beschreiben", twitterte Berlins Kultursenator Klaus Lederer. Seine Arbeiten wie das "Parlament der Bäume" zeugten von einem unruhigen, kreativen Geist, der nie aufhörte, sich einzumischen. "Er wird fehlen", so Lederer.
Quelle: ntv.de, mpe/jwu/dpa/AFP