Wegen Terrorvorwürfen Iran exekutiert Deutsch-Iraner Djamshid Sharmahd
28.10.2024, 17:35 Uhr Artikel anhören
Außenministerin Baerbock hatte Teheran aufgefordert, das "absolut inakzeptable" Urteil gegen Djamshid Sharmahd rückgängig zu machen. Nun hat die Islamische Republik laut seines Justizportales das Todesurteil gegen den deutsch-iranischen Doppelstaatsbürger vollstreckt.
Im Iran ist der deutsch-iranische Doppelstaatsbürger Djamshid Sharmahd trotz internationaler Kritik an dem Todesurteil wegen Terrorvorwürfen hingerichtet worden. Wie das offizielle Justizportal Misan bekanntgab, erfolgte die Exekution am Morgen. Deutschland hatte die Aufhebung des Urteils gefordert.
Todesstrafen werden im Iran normalerweise durch Erhängen vollstreckt. Das Urteil gegen Sharmahd war im April 2023 durch den Obersten Gerichtshof bestätigt worden. Bis zuletzt kämpften Menschenrechtler - und vor allem Sharmahds in den USA wohnhafte Tochter Gazelle - für dessen Rettung.
Merz fordert diplomatische Konsequenzen
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kündigte nach der Hinrichtung "schwerwiegende Folgen" an. Das Auswärtige Amt habe "jeden Tag an diesem Fall gearbeitet" und "Teheran immer wieder unmissverständlich klar gemacht, dass die Hinrichtung eines deutschen Staatsangehörigen schwerwiegende Folgen haben wird", erklärte sie. Die Außenministerin verurteilte "die Ermordung von Jamshid Sharmahd durch das iranische Regime auf das Schärfste". Schon das Todesurteil hatte die Bundesregierung scharf kritisiert. Obwohl der Iran die Todesstrafe rigoros vollstreckt, sind Hinrichtungen westlicher Ausländer äußerst selten.
CDU-Chef Friedrich Merz nannte die Hinrichtung ein "scheußliches Verbrechen". In einem Post auf der Plattform X forderte der Unions-Kanzlerkandidat die Ausweisung des iranischen Botschafters in Berlin. "Die Herabstufung der diplomatischen Beziehungen auf die Geschäftsträgerebene ist angezeigt", schrieb er.
Ein Revolutionsgericht hatte den 69-Jährigen im Februar 2023 unter anderem für einen Terroranschlag verantwortlich gemacht und ihm die Zusammenarbeit mit ausländischen Geheimdiensten zur Last gelegt. Überprüfen lassen sich die Vorwürfe nicht. Gemäß islamischer Rechtsauffassung wurde Sharmahd wegen "Korruption auf Erden" verurteilt.
In Dubai entführt
Sharmahd wurde im Sommer 2020 Berichten zufolge vom iranischen Geheimdienst in Dubai entführt und in den Iran gebracht. Seitdem war er in Teheran inhaftiert. Zuvor lebte Sharmahd jahrelang in den USA. Seine Familie und Menschenrechtsgruppen wiesen die Vorwürfe gegen ihn zurück.
Nach der Protestwelle im Iran im Herbst 2022 und dem gewaltsamen staatlichen Vorgehen gegen die Demonstrationen haben sich die Beziehungen zwischen dem Iran und Europa verschlechtert. Auch für ihre Nahost-Politik und die militärische Unterstützung Russlands steht Irans Regierung in der Kritik.
In den vergangenen Jahren kam es regelmäßig zu diplomatischen Spannungen zwischen Teheran und Berlin. Mehrere deutsche Staatsangehörige, einige davon auch mit iranischem Pass, sind im Iran inhaftiert. Kritiker werfen Teheran vor, ausländische Staatsbürger als politische Geiseln festzusetzen. Der Iran weist die Vorwürfe zurück und begründet die Festnahmen üblicherweise mit dem Vorwurf der Spionage.
Quelle: ntv.de, gut/dpa/AFP