Politik

Manöver in der Straße von Hormus Iran produziert Brennstäbe selbst

Der Screenshot vom iranischen Fernsehen zeigt einen Raketenstart von einem iranischen Kriegsschiff - Ort und Zeit sind nicht nachprüfbar.

Der Screenshot vom iranischen Fernsehen zeigt einen Raketenstart von einem iranischen Kriegsschiff - Ort und Zeit sind nicht nachprüfbar.

(Foto: Reuters)

Das Säbelrasseln in Teheran hält unvermindert an. Erst testet der Iran Mittelstreckenraketen und bereitet sich auf ein Manöver in der Straße von Hormus vor. Nun verkündet das Regime, atomare Brennstäbe hergestellt und in einem Forschungsreaktor erfolgreich getestet zu haben. Das Material sei auch für Atomkraftwerke bestimmt, heißt es.

Der Iran hat offenbar erfolgreich atomare Brennstäbe selbst gefertigt und getestet. Wissenschaftler hätten den Brennstab in den Kern eines Forschungsreaktors in Teheran eingeführt, um seine Nutzbarkeit zu testen, teilte die iranische Atomenergiebehörde mit. Gleichzeitig verkündete das iranische Militär, in der Nähe der Straße von Hormus eine Mittelstreckenrakete eigener Bauart abgefeuert zu haben. Präsident Mahmud Ahmadinedschad drohte mit einer entschlossenen Reaktion auf neue US-Sanktionen gegen die Zentralbank.

Der Teheraner Reaktor, in den der Brennstab offenbar getestet wurde, dient offiziell medizinischen Zwecken. Die bisher dort eingesetzten Brennstäbe hatte das Land 1993 von Argentinien gekauft, die Vorräte sind inzwischen aber fast aufgebraucht. Das neue Material sei auch für den Einsatz in Atomkraftwerken bestimmt, berichtete das staatliche Fernsehen. Das Land habe die Brennstäbe aus eigenen natürlichen Uranerz-Vorkommen hergestellt, hieß es weiter. "Diese tolle Errungenschaft wird den Westen überraschen, weil die westlichen Länder darauf gesetzt haben, dass der Iran keine atomaren Brennplatten herstellen kann", hieß es in einem Bericht der "Teheran Times".

In den Nuklear-Brennstäben ist Brennstoffgranulat enthalten, das in der Regel niedrig angereichertes Uran enthält und Wärme abgeben soll, ohne dabei zu schmelzen. Im Iran berichteten zahlreiche Medien über die Entwicklung. Im englischsprachigen Sender Press TV hieß es, die Brennstäbe würden derzeit auch im Forschungsreaktor auf einen längerfristigen Einsatz hin geprüft. Der Reaktor in Teheran arbeitet mit Brennstäben, in denen das Uran auf 20 Prozent angereichert ist. Dies ist eine wesentlich höhere Konzentration, als sie im von Russland errichteten Atomkraftwerk Buschehr benötigt wird. Bei diesem Anreicherungsgrad kann Uran allerdings auch nur zu zivilen Zwecken genutzt werden, erst ab über 90 Grad kann es für die Atombombe verwendet werden.

Raketentests und Sanktionen

Zuletzt hatten die Spannungen zwischen Iran und dem Westen, vor allem den USA, stark zugenommen. Der Westen verdächtigt den Iran, verdeckt nach Atomwaffen zu streben. Zwar erklärte der Iran am Samstag seine Bereitschaft zu einer Wiederaufnahme der Gespräche über sein Atomprogramm. Nachdem die USA jedoch erneut ihre Sanktionen gegen Teheran verschärften, testete die iranische Armee eine neue Rakete und kündigte zudem für Montag Übungen zur Sperrung der Meerenge von Hormus an.

Ein iranisches Schiff bei einem Manöver nahe der Straße von Hormus.

Ein iranisches Schiff bei einem Manöver nahe der Straße von Hormus.

(Foto: dpa)

Im Rahmen des Marinemanövers nahe der Meerenge feuerte die Armee eine Mittelstreckenrakete ab, wie der für die Übung zuständige Admiral Mahmud Mussawi laut Nachrichtenagentur Irna sagte. Die Boden-Luft-Rakete verfüge über "neueste Technologie" und sei im Iran "entwickelt und hergestellt" worden. Einen für Samstag angekündigten Langstreckenraketen-Test verschob die Islamische Republik. Die entsprechende Übung werde in den kommenden Tagen stattfinden, hieß es. Langstreckenraketen könnten Israel und die US-Militärstationen im Nahen Osten erreichen.

Mussawi kündigte zudem an, dass die Marine am Montag zum Abschluss ihres am 24. Dezember begonnenen Manövers eine Sperrung der Meerenge von Hormus üben werde. "Ab morgen wird ein Großteil unserer Marineeinheiten auf See, unter Wasser und in der Luft sich in einer neuen taktischen Formation positionieren, welche die Durchfahrt sämtlicher Schiffe durch die Straße von Hormus unmöglich macht, wenn die Islamische Republik dies beschließt", sagte Mussawi.

Westerwelle zeigt sich "besorgt"

Irans Vizepräsident Mohammed Resa Rahimi hatte am Dienstag gesagt, im Falle der Verhängung weiterer Sanktionen gegen den Iran werde die für Öltransporte wichtige Meerenge blockiert. Die USA kündigten an, eine Blockade nicht hinnehmen zu wollen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, Westerwelle sei "besorgt" angesichts der Drohungen aus Teheran hinsichtlich der Straße von Hormus. Wenn die verbale Eskalation der vergangenen Tage "in eine tatsächliche Eskalation mündet", hätte dies "unabsehbare Folgen", erklärte ein Sprecher.

Ein iranischer Soldat am Golf von Oman.

Ein iranischer Soldat am Golf von Oman.

(Foto: AP)

Die USA sowie mehrere EU-Staaten wollen nach Sanktionen gegen die Öl-, Gas- und Petrochemie-Branchen auch die iranischen Ölexporte mit Strafmaßnahmen belegen. Am Samstag unterzeichnete US-Präsident Barack Obama bereits ein Gesetz, das auf die Öleinnahmen des Iran abzielt. Die Sanktionen betreffen Finanztransaktionen mit der iranischen Zentralbank. Strikt angewandt machen sie es für die meisten Raffinerie-Unternehmen fast unmöglich, Öl von dem weltweit viertgrößten Ölproduzenten zu kaufen. Die US-Regierung will die neuen Regeln aber flexibel anwenden, um eine Beeinträchtigung der globalen Energiemärkte zu vermeiden.

Nach der Inkraftsetzung der US-Sanktionen kündigte Ahmadinedschad eine entschlossene Reaktion seines Landes an. Der Iran werde "dem Druck seiner Feinde" entgegentreten, hieß es in einer Mitteilung des Staatschefs an die Notenbank, die auf der Internetseite der Präsidentschaft veröffentlicht wurde. "Wir müssen das Volk und die Nation gegen Verschwörungen der Feinde verteidigen", hieß es weiter. Die iranische Währung Rial erlitt nach den neuen US-Sanktionen einen Kurssturz. Für einen Dollar verlangten die Wechselstuben laut Agenturberichten rund 16.000 Rial. Der offizielle Kurs der Zentralbank liegt bei 11.000 Rial pro Dollar.

Die Europäische Union kündigte ihre Entscheidung über eine Ausweitung der Sanktionen für spätestens den 30. Januar an. Spätestens beim Treffen der EU-Außenminister werde ein Beschluss fallen, teilte der EU-Sprecher Michael Mann mit. Grundlage für die möglichen Sanktionen sind vermehrte Hinweise darauf, dass der Iran nach Atomwaffen strebt.

USA verkaufen Raketenabwehrsysteme

Am Samstag hatte es noch versöhnlichere Töne aus Teheran gegeben. Irans Chefunterhändler Said Dschalili sagte laut Medienberichten, Teheran habe die an den Atomgesprächen teilnehmenden fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates plus Deutschland (5+1-Gruppe) "offiziell" aufgefordert, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Westerwelle erklärte dazu, es zählten "nicht vage Ankündigungen, sondern nur konkrete nachprüfbare Taten". Die Atom-Gespräche liegen seit fast einem Jahr auf Eis.

Nach Kampfjet-Lieferungen an Saudi-Arabien werden die Vereinigten Arabischen Emirate mit einem modernen Raketenabwehrsystem für 3,5 Milliarden Dollar ausgestattet. Es ist der erste Auslandsverkauf des von Lockheed Martin gebauten Waffensystems, das als einziges ballistische Kurz- und Mittelstreckenraketen innerhalb und außerhalb der Erdatmosphäre zerstören kann.

Quelle: ntv.de, AFP/rts

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