Politik

Opposition beschuldigt Polizei Iraner durch Kopfschuss bei Demo getötet

In ganz Europa gibt es Solidaritätsdemos für die Frauen im Iran - so auch in Frankfurt am Main, wo dieses Bild entstand.

In ganz Europa gibt es Solidaritätsdemos für die Frauen im Iran - so auch in Frankfurt am Main, wo dieses Bild entstand.

(Foto: dpa)

Im Iran gehen die Proteste gegen das Regime der Mullahs weiter - und wieder gibt es einen Toten. Im Westen des Landes wird ein Mann durch einen Kopfschuss getötet. Protestierende machen die Polizei verantwortlich, was diese zurückweist.

Ein Autofahrer ist in der westiranischen Stadt Sanandadsch während einer Demonstration durch einen Kopfschuss getötet worden. Zu dem Vorfall gibt es widersprüchliche Angaben von offizieller Seite und Kritikern der Führung des Landes. Nach Darstellung des örtlichen Polizeichefs wurde der Mann von einem Demonstranten getötet. Die Behauptungen der Protestierenden, der Autofahrer sei von Sicherheitskräften angeschossen worden, seien grundlos, sagte der Polizeichef laut Nachrichtenagentur Tasnim.

In sozialen Medien war von Unterstützern der Proteste zu lesen, dass der Mann in seinem Auto als Zeichen der Solidarität mit den Protesten gehupt habe und daher von der Polizei in den Kopf geschossen worden sei. Die Sicherheitskräfte gingen schlimmer vor als die Terrorgruppe Islamischer Staat, so der Vorwurf in einigen Posts. Auch Bilder von dem getöteten Autofahrer wurden in den sozialen Medien verbreitet.

Die seit Wochen andauernden Proteste infolge des Todes der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam wurden landesweit fortgesetzt. Dabei kam es nach Berichten iranischer Nachrichtenagenturen in mehreren Städten, darunter in der Hauptstadt Teheran, zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Sie soll gegen die Demonstranten nicht nur Tränengas eingesetzt, sondern diese auch mit Paintball-Munition beschossen haben. Die Demonstranten sollen Augenzeugenberichten zufolge mit Molotow-Cocktails nach ihnen geworfen und mobile Polizeiwachen in Brand gesetzt haben.

Schon 150 Tote, Hunderte Verletzte

Bei einem Besuch von Präsident Ebrahim Raisi an der Universität in Teheran riefen ihm Studentinnen zu "Verschwinde". Das zeigt ein Video, das auf dem Twitter-Account von "1500tasvir" veröffentlicht wurde. Raisi zitierte bei seiner Ansprache an Studenten und Professoren der Alsahra Universität in Teheran ein Gedicht, in dem Randalierer mit Fliegen gleichgesetzt werden.

Die iranische Menschenrechtsgruppe Hengaw teilte mit, nach einem Aufruf zu Massendemonstrationen habe es in vier Städten Demonstrationen und Streiks gegeben. In den kurdischen Städten Sakkes und Sanandadsch hätten Sicherheitskräfte auf Demonstranten geschossen und Tränengas eingesetzt.

Amini war am 13. September in Teheran festgenommen worden, weil sie gegen die Regeln zum Tragen eines Kopftuchs verstoßen haben soll. Drei Tage später starb sie. Zu den Umständen ihres Todes gibt es widersprüchliche Angaben. Nach staatlichen Angaben kam ein Gerichtsmediziner zu dem Schluss, Amini sei nicht durch Schläge in Polizeigewahrsam, sondern infolge einer Vorerkrankung gestorben. Regimekritiker sind überzeugt, dass Sicherheitskräfte für ihren Tod verantwortlich sind.

Der Tod der jungen Kurdin hat eine landesweite Protestwelle losgetreten, die sich längst auch gegen die Führung des Landes und die Einschränkung der Freiheitsrechte insgesamt richtet. Bürgerrechtsgruppen zufolge kamen bei den Protesten mehr als 150 Menschen ums Leben, Hunderte wurden verletzt, Tausende wurden festgenommen. Die iranische Regierung macht ihre Feinde - darunter die USA - für die Proteste verantwortlich. 20 Sicherheitskräfte seien dabei getötet worden.

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/rts

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