"Diplomatischer Fehlschlag" Zwei Minister Netanjahus kritisieren Friedensplan scharf
30.09.2025, 11:29 Uhr Artikel anhören
Die beiden Minister haben Friedensverhandlungen bereits mehrfach kritisiert.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
International wird der US-Friedensplan für Gaza gelobt. Israels Finanz- und Polizeiminister hingegen üben scharfe Kritik und verteidigen auch nach Entschuldigung Netanjahus die Luftangriffe in Katar. Zudem habe der israelische Premier kein Mandat dafür, den Krieg ohne absoluten Sieg zu beenden.
Der israelische Finanzminister Bezalel Smotrich hat den Friedensplan von US-Präsident Donald Trump für den Gazastreifen scharf kritisiert. In einem langen Beitrag auf X schrieb Smotrich von einem "eklatanten diplomatischen Fehlschlag".
Der Plan sei eine Abkehr "von allen Lehren des 7. Oktober", fügte er mit Blick auf den Hamas-Großangriff auf Israel vor knapp zwei Jahren hinzu. Er bekräftigte, dass die israelische Armee eine "völlige Handlungsfreiheit im gesamten Gazastreifen" behalten müsse und dass er Netanjahu "rote Linien" für Gespräche vermittelt habe.
Ähnlich scharfe Kritik an dem Plan äußerte auch Polizeiminister Ben-Gvir auf X und betonte, dass der Premierminister kein Mandat dafür habe, den Krieg ohne einen absoluten Sieg über die Hamas zu beenden. Ben-Gvir verteidigte zudem die Luftangriffe auf Hamas-Funktionäre in Katar, nachdem sich Netanjahu in einem Telefongespräch bei der katarischen Regierung entschuldigt hatte.
Beide Minister sind bekannt dafür, einen rechtsextremen Kurs in der Regierung zu verfolgen und wurden wegen Aussagen zum Gazastreifen bereits international sanktioniert. Friedensverhandlungen mit der Hamas lehnten sie wiederholt ab. Zudem sind sie gegen die Überlegungen, Katar eine Beteiligung an der Verwaltung des Gazastreifens auszusprechen, und bezichtigen die Monarchie als Unterstützer islamistischen Terrors.
Friedensplan international gelobt
Netanjahu hatte dem Plan Trumps bei einem Besuch im Weißen Haus am Montag zugestimmt. Der 20-Punkte-Plan sieht unter anderem eine Freilassung der verbliebenen israelischen Geiseln im Gazastreifen und einen schrittweisen Abzug der israelischen Armee aus dem Palästinensergebiet vor.
International stieß der Friedensplan auf breite Zustimmung. Dieser sei "die beste Chance auf ein Ende des Krieges" seit dem Hamas-Überfall auf Israel, lobte Bundeskanzler Merz nach Angaben seines Sprechers bei einem Treffen am Dienstagmorgen mit Angehörigen der deutschen Geiseln der Hamas im Bundeskanzleramt.
Auch Großbritannien und Frankreich stellten sich hinter Trumps Plan. Acht arabische und muslimische Länder sowie die Palästinensische Autonomiebehörde lobten die Bemühungen des US-Präsidenten für ein Ende des Krieges. Die Hamas gab bislang keine offizielle Stellungnahme ab.
Netanjahu von Partei abhängig
Die radikalislamische Palästinenserorganisation hatte mit ihrem Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Gaza-Krieg ausgelöst. Dabei wurden nach israelischen Angaben 1219 Menschen getötet und 251 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer befinden sich 47 Geiseln in der Gewalt der Hamas, von denen nach Angaben der israelischen Armee mindestens 25 bereits tot sind.
Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach nicht unabhängig überprüfbaren Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums bereits mehr als 66.000 Palästinenser getötet.
Der Friedensplan kommt nach internationaler Kritik an dem Vorgehen der israelischen Armee in dem Küstengebiet. Vor allem von Smotrichs Partei Religiöser Zionismus ist der Premierminister mit seiner Likud-Partei jedoch abhängig, um die Mehrheit im Parlament zu halten.
Quelle: ntv.de, gri/AFP