Politik

Leiche wurde präpariert Kadettin war nicht zu dick

Die junge Offiziersanwärterin, die auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" in den Tod gestürzt war, hatte kein Übergewicht. Was ihre Mutter und auch die Marine immer wieder betont haben, erweist sich als richtig. Das hohe Gewicht bei der Obduktion ist die Folge der Präparierung der Leiche für den Transport.

Die junge Frau war damit auch nicht dienstuntauglich.

Die junge Frau war damit auch nicht dienstuntauglich.

Für die plötzliche Gewichtszunahme der auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" tödlich verunglückten Offiziersanwärterin Sarah Lena S. scheint es eine Erklärung zu geben. Die "Rheinische Post" und das "Hamburger Abendblatt" berichten übereinstimmend, der Grund für das hohe Gewicht sei eine spezielle Präparierung der Leiche gewesen.

Laut Marinekreisen wurde die Leiche im Krankenhaus von Salvador da Bahia, wo die junge Frau gestorben war, mit 20 Kilo Formaldehyd versehen. Dies hätten die brasilianischen Ärzte getan, um die Leiche für den Flug in die Heimat transportfähig zu machen. Das Flugzeug, mit dem Sarah Lena S. transportiert werden sollte, habe über keine Tiefkühleinrichtung verfügt. Die Kadettin war aus 27 Meter Höhe aus der Takelage des Segelschiffes auf Deck gestürzt und später ihren Verletzungen erlegen.

Kein Übergewicht

Marineinspekteur Axel Schimpf hatte am Mittwoch im Verteidigungsausschuss erklärt, er wisse nicht, wie die Meldungen zustande gekommen sind, wonach die Soldatin bei einer Größe von 1,58 Meter 83 Kilo Gewicht gehabt haben soll und deswegen untauglich für den Dienst auf der "Gorch Fock" gewesen sei.  . Schimpf hatte als Obduktionsergebnis der Leiche 83 Kilo genannt.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums wollte zu den neuen Erkenntnissen keine Stellung nehmen. Alle vorhandenen Dokumente für den Unglücksfall seien der Staatsanwaltschaft in Kiel übergeben worden. Zu den laufenden Ermittlungen erteile das Verteidigungsministerium keine Auskunft, sagte er lediglich.

Auch der Anwalt der Mutter, Thomas Kock, unterstrich, die junge Frau habe höchstens 60 Kilo gewogen. Woher die deutlich höhere Gewichtsangabe komme, sei ihm unklar. Die Mutter betonte, ihre Tochter sei noch eine Woche vor dem Unglück bei ihr in Bodenwerder gewesen. Dabei hätte ihr auffallen müssen, wenn Sarah so deutlich zugenommen hätte. "Sie war ganz normal bei ihrem Besuch. Sarah war topfit und sportlich. Sie hat immer nur um die 55 bis 58 Kilo gewogen", unterstrich die Mutter in der "Deister- und Weserzeitung".

Kein Heimflug

Gegenwärtig befindet sich die auf dem Heimweg. Sie soll Ende April oder Anfang Mai in Kiel einlaufen. Das Verteidigungsministerium muss den suspendierten Kommandanten Norbert Schatz wahrscheinlich wieder an Bord der Dreimast-Bark einsetzen, berichtet die "Rheinische Post". Erste Befragungen der Besatzung und ehemaligen Offiziersanwärter hätten "keine Anzeichen für ein disziplinarrechtliches Fehlverhalten" ergeben, habe ein Mitglied der Untersuchungskommission erklärt.

Die Union wies die SPD-Forderung zurück, die Besatzung schnell nach Deutschland zu fliegen. Der Vorstoß der SPD komme "einem Generalverdacht gegenüber allen Soldaten gleich", kritisierte der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Ernst-Reinhard Beck (CDU), in Berlin. "Dagegen wehre ich mich entschieden. Niemandem ist mit einer absichtlichen Dramatisierung der Lage gedient." Zudem sei die SPD-Forderung nicht im Sinne einer soliden Aufklärung.

Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold hatte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) aufgefordert, die Besatzung schnell per Flugzeug nach Deutschland zu bringen. Die Missstände auf dem Segelschulschiff müssten zügig aufgeklärt werden. "Wir können nicht auf die Rückkehr warten."

Quelle: ntv.de, sba/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen