Politik

Sarahs Mutter will Aufklärung Guttenberg wieder im Kreuzfeuer

Die "Gorch Fock"-Affäre holt Verteidigungsminister Guttenberg wieder ein. Die SPD zeigt sich entsetzt darüber, dass drei Monate nach dem tragischen Tod einer Soldatin auf dem Segler die Umstände des Unglücks noch immer nicht geklärt sind. Guttenberg habe seinen Laden "einfach nicht im Griff".

Übung an Bord der "Gorch Fock".

Übung an Bord der "Gorch Fock".

(Foto: dpa)

Angesichts immer neuer Berichte über die Umstände des tödlichen Unfalls einer Soldatin auf der "Gorch Fock" hat der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) scharf angegriffen. "Ich bin entsetzt, dass drei Monate nach dem tragischen Tod der Kadettin immer noch keine Klarheit besteht, was eigentlich vorgefallen ist", sagte er der "Bild"-Zeitung.

Es sei durch nichts zu entschuldigen, dass der Untersuchungsbericht dem Parlament zwei Monate vorenthalten worden sei, so Oppermann weiter. "Das ist eine grobe Missachtung des Parlaments." Zu Guttenberg habe die Bundeswehr und sein Ministerium "einfach nicht im Griff".

Sarahs Mutter verlangt Aufklärung

Auch die Mutter der auf dem Segelschulschiff gestorbenen Offiziersanwärterin verlangt Aufklärung. "Ich will die ganze Wahrheit wissen und endlich erfahren, warum meine Tochter verunglückt ist", sagte sie der Zeitung. Erneut widersprach sie einem "Bild"-Bericht, wonach die 25-Jährige zum Zeitpunkt des Unglücks wegen Übergewichts nicht diensttauglich gewesen sei. Dies hatte die Zeitung unter Berufung auf interne Ermittlungen der Marine gemeldet.

Demnach soll die junge Frau zum Zeitpunkt der Obduktion bei einer Größe von 1,58 Meter 83 Kilo gewogen haben. Diese Daten aus dem Obduktionsbericht habe Marineinspekteur Axel Schimpf vor den Obleuten des Verteidigungsausschusses bestätigt, berichtet "Bild". Die Mutter bestreitet, dass ihre Tochter stark übergewichtig gewesen sei: "Meine Tochter hat niemals so viel gewogen. Als sie aus Deutschland weggefahren ist, waren es auf keinen Fall mehr als 60 Kilo."

Schlamperei an Bord

"Bild" hatte unter Berufung auf einen internen Ermittlungsbericht der Marine berichtet, dass kurz vor dem tödlichen Unfall der jungen Frau auf der "Gorch Fock" bei der Einweisung von Vorgesetzten geschlampt worden sein. Der für die Überwachung der Segelausbildung in der Takelage zuständige Unteroffizier sei gar nicht in seine Aufgabe eingewiesen worden. Mit dem Fall beschäftigt sich inzwischen die Staatsanwaltschaft Kiel.

Wörtlich zitiert das Blatt: "Eine Einweisung in seine Pflichten, Aufgaben, speziell während der Segelvorausbildung in der Takelage, hat nicht stattgefunden, da man der Meinung war, dass er wissen müsste, was er zu tun und zu lassen hat." Das Verteidigungsministerium wollte sich dazu nicht näher äußern.

Schatz bald wieder auf der "Gorch Fock"?

Die "Gorch Fock" befindet sich derzeit auf der Heimreise von Argentinien nach Deutschland. Mitte Februar soll sie in Chile Zwischenstopp machen. Ende April/Anfang Mai wird sie zurück im Heimathafen Kiel erwartet. Der bisherige Kapitän Norbert Schatz wurde nach den Vorfällen von Verteidigungsminister Guttenberg vom Dienst suspendiert.

Allerdings könnte Schatz möglicherweise schon bald wieder auf seinem Posten sein. Laut "Rheinischer Post" muss er von Guttenberg wahrscheinlich wieder auf dem Segelschulschiff eingesetzt werden. Erste Befragungen der Besatzung und ehemaliger Kadetten hätten "keine Anzeichen für ein disziplinarrechtliches Fehlverhalten" ergeben, zitiert die RP ein Mitglied der Ermittlungskommission.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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