Politik

Gebiete werden evakuiert Kiew: Russen haben Kachowka-Staudamm gesprengt

Der Kachowka-Staudamm wurde 1956 erbaut.

Der Kachowka-Staudamm wurde 1956 erbaut.

(Foto: via REUTERS)

In den vergangenen Monaten warnt die Ukraine immer wieder vor einer Sprengung des Staudamms Kachowka durch russische Truppen. Nun scheint das Absperrwerk zerstört. Der ukrainische Generalstab macht Moskau dafür verantwortlich.

Der Kachowka-Staudamm in dem russisch kontrollierten Teil der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben des ukrainischen Militärs von russischen Streitkräften gesprengt worden. "Das Ausmaß der Zerstörung, die Geschwindigkeit und die Menge des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden derzeit geklärt", schreibt das Kommando Süd auf seiner Facebook-Seite.

Der ukrainische Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, warnte, innerhalb von fünf Stunden könne der Wasserstand eine kritische Höhe erreichen. Auf der linken Seite des Flusses Dnipro, wo auch die von den Ukrainern befreite Gebietshauptstadt Cherson liegt, sei mit Evakuierungen begonnen worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief aufgrund der Explosion am Staudamm eine Dringlichkeitssitzung des nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates ein.

Der von Russland eingesetzte Besatzungschef der Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, machte ukrainischen Beschuss für die Schäden am Kachowka-Staudamm verantwortlich. Nur "der obere Teil des Kraftwerks" sei beschädigt, der Damm selbst sei jedoch intakt. "Das Wasser ist gestiegen", sagte Leontjew staatlichen russischen Nachrichtenagenturen zufolge. Bislang gebe es aber keine Notwendigkeit, Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Nach Angaben der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass besteht keine unmittelbare Gefahr für das Atomkraftwerk Saporischschja, welches Wasser aus dem Stausee bei Nowa Kachowka bezieht.

Der Staudamm des Wasserkraftwerks Kachowka und der gleichnamige Stausee liegen am Dnipro, etwa 85 Kilometer stromaufwärts von der Stadt Cherson entfernt. Das 1956 erbaute Absperrbauwerk ist 3,2 Kilometer lang, 30 Meter hoch und wird von russischen Truppen kontrolliert. Der dadurch gebildete Stausee fasst rund 18 Milliarden Kubikmeter Wasser und versorgt das Atomkraftwerk Saporischschja sowie die von Russland völkerrechtswidrig annektierte Halbinsel Krim.

"Nach Simulationen werden in etwa 15-20 Stunden der Hafen und die Docks von Cherson von einer 4-5 Meter hohen Flutwelle getroffen werden", prognostizierte der Verteidigungsexperte Nico Lange auf Twitter. Eine Überquerung des Dnipro durch die Ukraine flussabwärts von Nowa Kachowka werde damit faktisch unmöglich. Mit Überschwemmungen rechnet Lange auch am östlichen Ufer des Dnipro, das von Russland besetzt ist.

In den vergangenen Monaten hatte die Ukraine Russland immer wieder beschuldigt, den Staudamm zerstören zu wollen, um Gebiete weiter südlich zu überfluten. Im November warnte Präsident Selenskyj bereits vor einer "Katastrophe großen Ausmaßes". Im Falle eines Dammbruchs seien Hunderttausende Menschen am Dnipro in Gefahr. Auch das Kühlsystem des Atomkraftwerks Saporischschja könnte durch eine unterbrochene Wasserversorgung beeinträchtigt werden, warnte er.

Quelle: ntv.de, jpe/rts/dpa

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