Politik

Raubzüge nach der "Evakuierung" Kiew berichtet von Plünderungen in Cherson

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Ein Einwohner von Cherson wartet am Samstag auf seine "Evakuierung". Leere Häuser dienen russischen Soldaten laut Kiew als Unterschlupf.

(Foto: IMAGO/SNA)

Seit Wochen macht Russland Druck auf Zivilisten, aus dem besetzten Cherson zu fliehen. Ein Berater des ukrainischen Präsidenten berichtet, dass Kreml-Truppen und Geheimdienstler die verlassene Stadt plündern und sich als Zivilisten getarnt in leeren Häusern verbergen.

Die Ukraine wirft russischen Truppen vor, verlassene Häuser in Cherson zu plündern, wo sich beide Seiten auf eine womöglich entscheidende Schlacht vorbereiten. Zudem würden Soldaten in Zivilkleidung Häuser besetzen, um ihre Stellungen für Straßenkämpfe zu verstärken, wie Regierung und Militär mitteilen. Während die Bewohner von Cherson gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben würden und Russland von "Evakuierung" spreche, raubten die Offiziere des russischen Militärs und des Geheimdienstes FSB die Häuser aus, twitterte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak. "Raub an denen, die sie 'beschützen' wollten - die beste Illustration der 'russischen Welt'."

Auch würden russische Journalisten Videos vorbereiten, in denen die Ukraine beschuldigt werde, Zivilisten zu verletzen, erklärte das Militär. Rund um Cherson lieferten sich ukrainische Truppen und russische Besatzer am Wochenende schwere Kämpfe. Nach russischer Darstellung gerieten verschiedene Frontabschnitte in der Region unter schwersten Artilleriebeschuss. An einigen Stellen seien größere Truppenverlegungen und Bewegungen ukrainischer Panzerverbände registriert worden. "Offenbar bereiten die ukrainischen Truppen einen neuen Angriff vor", spekulierte der von Russland eingesetzte Vize-Verwaltungschef der besetzten Region, Kirill Stremoussow.

Die Lage in Cherson blieb auch am Montag angespannt. Derzeit würden die ukrainischen Streitkräfte ihre Truppen konzentrieren, sagte Stremoussow. Die Evakuierung der Region gehe weiter. Vor allem Menschen, die nicht selbst gehen könnten, sollten in Sicherheit gebracht werden. Teils gebe es Stromausfälle. An der Front sei die Lage unverändert, so Stremoussow. Anderslautende Berichte legten allerdings nahe, dass Russland vor allem ukrainische Kollaborateure und Russen, die nach der Eroberung in die Region kamen, in Sicherheit bringt. Zudem gibt es Augenzeugenberichte, dass russische Soldaten zahlreiche Strommasten in Ortschaften zerstören.

Zivile Schiffe am Dnipro zerstört

Auch das ukrainische Militär hatte zuvor von schweren Kämpfen und Artillerieduellen in der Umgebung von Cherson berichtet und Russland die großangelegte Zerstörung von zivilen Schiffen vorgeworfen, die am Ufer des Dnipro-Flusses festgemacht sind. Ein Sprecher des ukrainischen Generalstabs teilte mit, dass Treibstoff aus den zerstörten Schiffen austrete. Außerdem warf er den russischen Streitkräften vor, Motoren und andere Geräte aus den Schiffen beschlagnahmt zu haben.

Die ukrainische Führung will die Region im Süden des Landes nach ersten Erfolgen noch komplett befreien. Cherson ist die bislang einzige Gebietshauptstadt, über die Kiew nach dem russischen Einmarsch schon Ende März die Kontrolle verloren hatte. Im September wurde das Gebiet nach einem Scheinreferendum von Russland annektiert, kein Land erkennt diesen Völkerrechtsbruch an. Die ukrainische Armee führt dort seit Wochen eine Offensive zur Befreiung der Region.

Quelle: ntv.de, mau/rts/dpa

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