Politik

"Noch viele gute Jahre mit meiner Frau" Kohls Wunsch zum 80.

Zum 80. Geburtstag von Altkanzler Helmut Kohl würdigen führende Politiker aus dem In- und Ausland dessen Verdienste um die deutsche und europäische Einigung. Kohl selbst begeht sein Jubiläum im privaten Kreis.

Helmut Kohl und seine Frau Maike Kohl-Richter im Eingang des Wohnhauses in Ludwigshafen-Oggersheim.

Helmut Kohl und seine Frau Maike Kohl-Richter im Eingang des Wohnhauses in Ludwigshafen-Oggersheim.

(Foto: dpa)

Anerkennung auf breiter Ebene im In- und Ausland für Helmut Kohl zu seinem 80. Geburtstag - der Altkanzler selbst feierte zurückgezogen zu Hause in Oggersheim im Freundeskreis. Am Samstagmittag kam er mit seiner Frau Maike kurz vor die Tür und winkte Journalisten zu, sagte aber nichts. Er saß im Rollstuhl.

Gotthilf Fischer dirigiert vorübergehend die Junge Union.

Gotthilf Fischer dirigiert vorübergehend die Junge Union.

(Foto: dpa)

Reiter, Jagdhornbläser und 500 singende Junge-Union-Mitglieder bereiteten Kohl vor dem Haus einen Überraschungsempfang. Die JU stimmte für ihn mit dem populären Dirigenten Gotthilf Fischer die Nationalhymne an. Kohl war sichtlich gerührt. Schaulustige und Fotografen verfolgten die Szene. JU-Chef Philipp Mißfelder würdigte Kohl als politischen Großvater. Der Altkanzler sei ein Vorbild für die junge Generation. Die zentrale Feier wird am 5. Mai in Kohls Geburtsstadt Ludwigshafen mit 1000 internationalen Gästen sein.

Medwedew würdigt Kohl für Neustart

Politiker aus dem In- und Ausland würdigten vor allem Kohls Verdienste um die Deutsche Einheit und die europäische Einigung. Der russische Präsident Dmitri Medwedew schrieb in einem Glückwunschtelegramm, Kohl habe als Bundeskanzler zu einem Neustart der deutsch-russischen Beziehungen beigetragen. Das Verhältnis stütze sich heute auf einen vertrauensvollen Dialog.

Auf der von der CDU geschalteten Internetseite www.helmut-kohl.cdu.de trugen sich Tausende Gratulanten ein. Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel schickte ihm auf diesem Weg eine Videobotschaft, in der sie erneut Kohls Leistungen um die deutsche Einheit hervorhob. Sie erinnerte an ein Treffen von Kohl mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker in Bonn 1987. Kohl habe damals gesagt, das Bewusstsein für die Einheit der Nation sei wach und der Wille dazu ungebrochen. Das habe DDR-Bürger weiter hoffen lassen.

Sprechen und Laufen fällt Kohl noch schwer

Kohl, der Deutschland 16 Jahre regierte und 25 Jahre CDU-Chef war, erklärte in der "Bild"-Zeitung, es wäre übertrieben zu sagen, "es geht mir richtig gut". Bei einem Sturz 2008 von der Treppe in seinem Haus hatte er ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Die Folgen seien dramatisch gewesen. "Über Wochen war ich kaum ansprechbar, jede Bewegung war eine enorme Kraftanstrengung, vom Laufen ganz zu schweigen." Kohl betonte: "Wenn meine Frau nicht gewesen wäre, wäre ich nicht mehr am Leben, und wenn sie nicht bei mir wäre, wäre mein Leben heute sehr viel weniger lebenswert."

Das Sprechen und das Laufen falle ihm immer noch schwer, sagte er. Er wünsche sich zum Geburtstag, "dass ich mit meiner Frau noch viele schöne und gute Jahre habe". Kohl war kürzlich an der Gallenblase operiert worden.

"Manch schwere Stunde"

Die Spendenaffäre, die 1999 zum Bruch von Teilen der Partei mit ihrem Übervater Kohl geführt hatte, bezeichnete er als "Schicksalsschlag".

Kohl hatte sieben Jahre nach dem Freitod seiner Frau Hannelore, die an einer unheilbaren Lichtallergie litt, 2008 die wesentlich jüngere Regierungsdirektorin Maike Richter geheiratet. Auf die Frage der "Bild"-Zeitung, was die schwerste Stunde in seinem Leben gewesen sei, antwortete Kohl: "Es gab manche schwere Stunde in meinem Leben, und da bin ich wieder bei den Schicksalsschlägen: Mein schwerer Sturz vor zwei Jahren, der Freitod meiner verstorbenen Frau Hannelore vor neun Jahren und die sogenannte Spendenaffäre gehören sicher dazu."

Frage des Ehrenvorsitzes stellt sich "im Moment" nicht

Kohl war von 1982 bis 1998 Bundeskanzler. Die CDU führte er von 1973 bis 1998. Seinen Ehrenvorsitz hatte er Anfang 2000 nach knapp zwei Jahren auf Druck der Parteispitze wegen der CDU-Spendenaffäre zurückgegeben. Er hatte sich geweigert die Namen der Spender zu nennen, von denen er Geld am Gesetz vorbei angenommen hatte. Bis heute schweigt er dazu. Der "Bild" sagte er zu Forderungen aus der CDU, ihm den Ehrenvorsitz wieder anzutragen: "Diese Frage stellt sich für mich im Moment nicht". Merkel hatte zuvor dazu gesagt: "Diese Frage stellt sich nicht mehr."

Quelle: ntv.de, dpa

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