"Mutiger Akt" Kolumbien schließt Waffenstillstand mit bewaffneten Gruppen
01.01.2023, 11:00 Uhr
Petro war selbst Mitglied der Guerillabewegung M-19.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
In Kolumbien macht der von Präsident Petro versprochene Friedensprozess Fortschritte. In der Nacht zum Sonntag gibt er bekannt, dass mit fünf bewaffneten Gruppierungen eine Feuerpause und Friedensverhandlungen vereinbart wurden.
Die kolumbianische Regierung hat sich mit der ELN-Guerilla, den FARC-Dissidenten und Drogenbanden auf einen sechsmonatigen Waffenstillstand geeinigt. Ein "bilateraler Waffenstillstand" vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2023 sei mit der "ELN, der Segunda Marquetalia, dem Estado Mayor Central, den AGC (Autodefensas Gaitanistas de Colombia) und den Autodefensas de la Sierra Nevada" vereinbart worden, erklärte der linksgerichtete Präsident Gustavo Petro an Silvester (Ortszeit) bei Twitter.
"Dies ist ein mutiger Akt", twitterte der erste linke Präsident Kolumbiens. "Der bilaterale Waffenstillstand verpflichtet die bewaffneten Organisationen und den Staat, ihn einzuhalten. Es wird einen nationalen und internationalen Überprüfungsmechanismus geben." Die Regierung kündigte an, für jede der Organisationen ein Dekret zu erlassen, in dem die Dauer und die Bedingungen des Waffenstillstands festgelegt werden. Er kann über den 30. Juni hinaus verlängert werden.
Es handelt sich um die fünf wesentlichen bewaffneten Gruppen in Kolumbien. Die Rebellenorganisation ELN hatte zuvor eine einseitige Waffenruhe über Weihnachten und bis zum 2. Januar angekündigt. 2016 hatte die größte kolumbianische Guerillaorganisation FARC ein Friedensabkommen mit der Regierung unterzeichnet. Seither ist die ELN die stärkste verbliebene Rebellenorganisation in dem südamerikanischen Land.
Sehnsucht nach Frieden
Petro war selbst Mitglied der Guerillabewegung M-19. Bei seiner Antrittsrede als Präsident hatte er im vergangenen August angekündigt, das gespaltene Land zu einen und zu einem "totalen Frieden" zu führen. Derzeit laufen Friedensverhandlungen zwischen der ELN und der Regierung von Petro. Die Friedensgespräche hatten im November begonnen. Die Verhandlungen sollen abwechselnd von Venezuela, Kuba und Norwegen ausgerichtet werden.
Bereits 2016 hatte die linksgerichtete FARC nach jahrelangen Kämpfen gegen die kolumbianische Regierung ein Friedensabkommen mit dem Staat abgeschlossen und die Waffen abgegeben. 2019 kündigte allerdings eine kleine Fraktion der FARC die Wiederbewaffnung an, weil das Abkommen mit der Regierung gebrochen worden sein soll. In Kolumbien sind bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen, linken Rebellengruppen, rechten Milizen und Drogenkartellen zwischen 1985 und 2018 mindestens 450.000 Menschen getötet worden.
Quelle: ntv.de, sba/AFP/rts