Negative Assoziation Latif: "Das Wort Klimaschutz ist verbrannt"
05.08.2023, 16:24 Uhr Artikel anhören
Mojib Latif will weg von der Verzichtsdebatte.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wie wichtig es ist, die Erderwärmung aufzuhalten, betont Klimaforscher Mojib Latif seit Jahren. Inzwischen ist das Wort Klimaschutz seiner Meinung nach aber viel zu negativ konnotiert. Vor allem die Klebeaktionen der Letzten Generation und der Streit ums Heizungsgesetz seien dabei kontraproduktiv.
Der Klimaforscher Mojib Latif hält den Begriff "Klimaschutz" in der Gesellschaft inzwischen für zunehmend negativ belegt. "Das Wort Klimaschutz ist verbrannt", sagte der Professor am Kieler Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Insbesondere die Proteste der Letzten Generation und die Diskussion um das Heizungsgesetz seien "kontraproduktiv" gewesen. "Wenn die Leute das Wort Klimaschutz hören, gehen gleich die Alarmglocken an."
Dabei gehe es bei der Rettung der Umwelt um viel mehr als Klimaschutz. "Die Frage ist, ob wir unseren Wohlstand trotz eines sich ändernden Planeten bewahren können", sagte Latif. Dieser sei durch den Klimawandel massiv gefährdet. "Wenn sich das Klima immer weiter ändert, können Sie den Wohlstand auch vergessen. Dann funktioniert nichts mehr auf der Welt."
"Klimaschutz macht Spaß"
Latif will weg von der Verzichtsdebatte. "Wir müssen positiver mit dem Thema umgehen". So müsse Deutschland erkennen, dass Klimaschutz auch Arbeitsplätze sichere. "Nehmen wir die Bahn: Sie muss attraktiv sein", sagte der Klimaforscher. Andere Länder machten vor, dass die Bahn pünktlich sein könne und stabiles Internet habe. Nur so könne man Pendler überzeugen, das Auto stehenzulassen. "Wenn sich das ändert, macht Klimaschutz Spaß."
Problematisch bei der Letzten Generation sei vor allem, dass die Form des Protestes im Vordergrund stünde, kritisierte Latif. Über Klimaschutz werde in dem Zusammenhang gar nicht mehr geredet. "Am Ende werden dann alle, die sich für Klimaschutz einsetzen, in einen Topf geworfen."
Dabei habe die nächste industrielle Revolution bereits begonnen, zeigte sich Latif überzeugt. "Es wird auch um erneuerbare Energien gehen." Deutschland könnte aber das Nachsehen haben: "Die Chinesen zum Beispiel sind viel schneller als wir. Wir laufen Gefahr, die neuen Märkte zu verlieren. Wir denken in Deutschland immer, dass wir die Besten sind, aber wir werden gerade in wichtigen Bereichen abgehängt."
Quelle: ntv.de, hny/AFP