Politik

Nationale Strategie vorgestellt Lauterbach will Suizidprävention deutlich verbessern

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In Deutschland nehmen sich jedes Jahr rund 10.000 Menschen das Leben. Diese immense Zahl will Bundesgesundheitsminister Lauterbach senken. Dazu soll eine nationale Präventionsstrategie dienen. Sie sieht mehr Aufklärung und mehr Hilfsangebote vor - vor allem dürfe das Thema kein Tabu mehr sein, so Lauterbach.

Durch bessere Vorsorge will die Bundesregierung versuchen, die Zahl der Suizide in Deutschland zu senken. Das geht aus der Nationalen Suizidpräventionsstrategie hervor, die Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in Berlin vorstellte. "Wir müssen das gesellschaftliche Tabu von Tod und Suizid überwinden, psychische Erkrankungen von ihrem Stigma befreien und Hilfsangebote besser bündeln", hob Lauterbach hervor.

"Seit gut 20 Jahren nimmt die Zahl der Suizide in Deutschland nicht ab", mahnte Lauterbach. "Rund 10.000 Menschen nehmen sich pro Jahr in Deutschland das Leben", verwies er auf Zahlen der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (DGS). Die neue Suizidpräventionsstrategie solle für "zielgenauere Hilfen und Vorbeugung sorgen". Ein Instrument dazu soll "die Einsetzung einer zentralen, bundesweiten Koordinierungsstelle sein.

Rat und Nothilfe bei Suizid-Gefahr und Depressionen
  • Bei Suizidgefahr: Notruf 112
  • Deutschlandweites Info-Telefon Depression, kostenfrei: 0800 33 44 5 33

  • Beratung in Krisensituationen: Telefonseelsorge (0800/111-0-111 oder 0800/111-0-222, Anruf kostenfrei) oder Kinder- und Jugendtelefon (Tel.: 0800/111-0-333 oder 116-111)
  • Bei der Deutschen Depressionshilfe sind regionale Krisendienste und Kliniken zu finden, zudem Tipps für Betroffene und Angehörige.
  • In der Deutschen Depressionsliga engagieren sich Betroffene und Angehörige. Dort gibt es auch eine E-Mail-Beratung für Depressive.
  • Eine Übersicht über Selbsthilfegruppen zur Depression bieten die örtlichen Kontaktstellen (KISS).

Die Strategie stützt sich auf Empfehlungen aus Wissenschaft, Politik und Praxis. Sie soll laut Gesundheitsministerium betroffene Menschen, deren Angehörige und Fachkräfte über eine bundesweite Webseite zum Thema Suizid informieren und diese auf Hilfe- und Präventionsangebote hinweisen. Vorgesehen ist zudem eine Aufklärungskampagne zu psychischen Erkrankungen, um diese zu entstigmatisieren, sowie zu den ebenfalls vielfach tabuisierten Themen Sterben und Tod.

Krisennotruf und mehr Schulungen

Dafür sollen auch eine zentrale Krisendienst-Notrufnummer sowie ein Online-Beratungsangebot eingerichtet werden. Fachkräfte im Gesundheitswesen und in der Pflege sollen durch Schulungen besser für das Thema und für den Umgang mit gefährdeten Personen sensibilisiert werden. Dies soll sie stärker in die Lage versetzen, bei Bedarf Betroffene in weitergehende Hilfs- oder Therapieangebote zu vermitteln.

Ferner empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dem Gesundheitsministerium zufolge "methodenbegrenzende" Maßnahmen deutlich auszubauen. Dabei geht es etwa um Zugangsbeschränkungen zu Mitteln und Orten für einen Suizidversuch. Geprüft werden soll auch die Einrichtung eines pseudonymisierten Suizidregisters - unter anderem, um Risikogruppen leichter zu erkennen.

Der DGS zufolge sterben in Deutschland jedes Jahr mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und Aids zusammen. Die Gesellschaft geht davon aus, dass die Zahl der Suizidversuche etwa 20 Mal höher ist als die der registrierten Suizide.

Quelle: ntv.de, als/AFP

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