Ricarda Lang im "ntv Frühstart" "Lohnlücke ist zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit"
07.03.2023, 09:23 Uhr Artikel anhören
Die Co-Chefin der Grünen fordert mehr Lohntransparenz und sieht zudem großen Nachholbedarf bei Berufen, in denen viele Frauen arbeiten. Ein Gesetz dazu könnte in diesem Jahr auf den Weg gebracht werden.
Am heutigen "Equal Pay Day" hat die Co-Chefin der Grünen, Ricarda Lang, mehr Lohntransparenz gefordert, um die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen zu schließen. "Wir haben eine Lohnlücke von 18 Prozent und das ist, wenn man ehrlich ist, eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit", sagte Lang in der ntv-Sendung "Frühstart".
Deswegen müsse unter anderem das Entgelttransparenzgesetz reformiert werden, das derzeit nur für größere Unternehmen gelte: "Wir haben uns als Koalition vorgenommen, dass wir an das Entgelttransparenzgesetz rangehen, also dass es auch mehr Informationsrechte gibt in kleineren Unternehmen." Der "ganz große Teil der Frauen in diesem Land" arbeite in Unternehmen, die kleiner seien als 200 Angestellte, sagte Lang und fügte hinzu: "Auch die sollten doch ein Recht haben auf den Grundsatz: gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit." Gefragt nach einem Zeitrahmen für das Gesetz, sagte Lang: "Wir arbeiten daran. Ich hoffe, in diesem Jahr."
Als zweites großes Thema nannte Lang die Berufe, die einen sehr hohen Frauenanteil hätten, aber nur einen relativ geringen Lohn: "Das sehen wir zum Beispiel in der häuslichen Pflege. Da geht es vor allem darum, die tarifliche Bindung zu steigern, gerade auf dem Land, gerade im Osten. Am Ende gibt es Gerechtigkeit in diesem Land nur mit guter Bezahlung und mit gleichen Löhnen", so die Grünen-Chefin.
"Steuern zu erhöhen, wäre ehrlicher"
Mit Blick auf die Finanzierung der Kindergrundsicherung - einer der vielen aktuellen Streitpunkte in der Ampelkoalition - geht Lang davon aus, dass man bereits mit den aktuellen Haushaltsberatungen zu einem Ergebnis kommen werde, obwohl das Gesetz erst 2025 in Kraft treten soll.
"Für uns ist klar, dass wir jetzt übers Geld sprechen müssen, denn wir brauchen ja Planungssicherheit", sagte Lang und fügte hinzu: "Nicht ohne Grund sprechen wir ja im Moment schon darüber und die Verhandlungen laufen in der Regierung und sie werden aus meiner Sicht auch mit diesem Haushalt zu einem Ergebnis kommen." Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte am Montag gesagt, dass "die Verbindung zu den gegenwärtigen Haushaltsberatungen fiskalpolitisch nicht zwingend" sei.
Gefragt danach, ob es bei den vielen Vorhaben der Ampelkoalition nicht ehrlicher wäre, die Steuern zu erhöhen, anstatt sich immer höher zu verschulden, sagte Lang: "Ehrlicher wäre es auf jeden Fall. Ich glaube, wir müssen über Einnahmen sprechen. Da gibt es für mich nicht den einen festgelegten Weg." Dies könne man über Steuern, aber auch über den Abbau von "umweltschädlichen Subventionen" machen, so die Grünen-Chefin.
Quelle: ntv.de, psa