Proteste und Festnahmen in Chile Mapuche hungern seit 111 Tagen
26.09.2017, 08:12 Uhr
Auch in Santiago gingen Polizisten gegen Demonstranten vor - sie hatten ein Büro der konservativen Partei "Renovación Nacional" besetzt.
(Foto: dpa)
Vier Indigene in Chiles Süden befinden sich seit über 100 Tagen im Hungerstreik. Den Mapuche soll unter Verwendung eines Anti-Terror-Gesetzes der Prozess gemacht werden. Bei Protesten nimmt die Polizei mehrere Demonstranten fest.
Im Streit um inhaftierte Indigene der Mapuche ist es im Süden Chiles zu heftigen Protesten mit mindestens zehn Festnahmen gekommen. Vier Mapuche sind in einem Gefängnis der Stadt Temuco, rund 670 Kilometer südlich von Santiago de Chile, seit 111 Tagen im Hungerstreik. Ihnen wird vorgeworfen, 2016 einen evangelikalen Tempel in der Gemeinde Padre Las Casas abgebrannt zu haben. Die Mapuche fühlen sich von der Regierung unfair behandelt und protestieren gegen ein Anti-Terror-Gesetz, das auf ihren Fall angewandt werden soll.
Vor wenigen Tagen wurden in der Region La Araucanía zudem zwei katholische Kirchen und ein evangelisches Gotteshaus in Brand gesteckt. Die Polizei gab an, am Tatort sei ein Bekennerschreiben von radikalen Mapuche gefunden worden.
Seit Monaten kommt es zu Mapuche-Konflikten in Chile und Argentinien. Die Indios wehren sich gegen den Verlust ihrer Siedlungsgebiete. Immer wieder verüben Mapuche Brandattacken. Sie sind bekannt für ihren Rebellionsgeist: In der Kolonialzeit verteidigten sie als einziges indigenes Volk Lateinamerikas erfolgreich ihr Territorium gegen die spanischen Kolonialherren. Heute ist ihr ursprüngliches Stammesgebiet weitgehend in den Händen von Investoren und Großgrundbesitzern.
Rund 600.000 Mapuche leben in Chile, sie sind die größte indigene Gruppe des Landes. Im Süden Argentiniens leben noch etwa 100.000 Mapuche. Dort macht seit Monaten ein Konflikt zwischen Mapuche und dem italienischen Textil-Konzern Benetton Schlagzeilen, der etwa eine Million Hektar im argentinischen Patagonien zur Schafzucht nutzt.
Quelle: ntv.de, rpe/dpa