Hamas-Massaker in Kfar Asa "Sie haben sie umgebracht und dann die Köpfe abgeschnitten"
11.10.2023, 10:45 Uhr Artikel anhören
Im Kibbuz Kfar Asa bietet sich ein Bild des Schreckens. Die Hamas-Kämpfer erschießen dort anscheinend wahllos Menschen jeden Alters, erst nach Stunden können israelische Streitkräfte das Massaker beenden. Eine Überlebende beschreibt, wie sie dem Tod entkommen ist.
Israelische Soldaten haben in dem Kibbuz Kfar Asa im Süden Israels Leichen von israelischen Bewohnern und Hamas-Kämpfern vorgefunden. Die israelischen Streitkräfte führten ausländische Pressevertreter durch den Ort, der zu den am stärksten betroffenen Gebieten gehörte, als militante Hamas-Kämpfer Israel vom Gazastreifen aus angriffen. Das Kibbuz liegt unweit der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen.
"Man sieht die Babys, die Mütter, die Väter, in ihren Schlafzimmern, in ihren Schutzräumen," sagte der israelische Generalmajor Itai Veruv. "Es ist kein Krieg, es ist kein Schlachtfeld. Es ist ein Massaker, es ist eine Terroraktion." Der Kommandeur Davidi Ben Zion sagte der BBC, die israelische Armee habe 12 Stunden gebraucht, um zu dem Kibbuz vorzudringen. Laut "New York Times" ist die Zahl der Toten noch immer unklar, aber es wird mit Hunderten gerechnet - bei rund 750 Einwohnern.
Die radikal-islamistischen Hamas-Kämpfer seien "sehr aggressiv vorgegangen, wie Tiere". Er bezeichnete die Terroristen als "Dschihad-Maschine" mit dem Ziel, "einfach jeden umzubringen, auch [Menschen; Anm. d. Red.] ohne Waffen, ohne irgendetwas, gewöhnliche Leute, die einfach nur frühstücken wollten". Manche Opfer seien sogar geköpft worden. "Sie haben sie umgebracht und dann die Köpfe abgeschnitten, es ist fürchterlich", zitiert die BBC Ben Zion weiter.
Ehepaar bringt vor eigenem Tod noch 10 Monate alte Zwillinge in Sicherheit
Eine Überlebende berichtete laut "New York Times" in lokalen Medien, wie sie und ihr einen Monat altes Baby überlebt hätten: Zunächst habe sie sich in einem Lagerraum verschanzt, dann sei sie nach draußen unter anhaltendem Beschuss zu einem anderen Haus gelaufen und habe geklopft, bis eine Familie sie hereingelassen habe. Mehr als 27 Stunden hätte sie sich dort versteckt, ehe sie gefunden und gerettet worden sei. Von ihrem Partner fehle jede Spur. Sie macht der israelischen Regierung Vorwürfe, vom Angriff überrascht worden zu sein und seine Bürgerinnen und Bürger nicht ausreichend beschützt zu haben.
"Das ist etwas, was ich in meinem Leben noch nie gesehen habe. Das ist etwas, das wir uns von unseren Großvätern und Großmüttern bei den Pogromen in Europa und anderswo vorgestellt haben. Das ist nichts, was in der jüngeren Geschichte passiert", erklärt Veruv. Laut BBC ist der nächste Schutzraum in Kfar Asa eigentlich immer nur wenige Meter entfernt - doch niemand habe sich vorstellen können, dass die Hamas die israelische Verteidigung durchbrechen und so viele Menschen umbringen könnte.
Vor einem der kleinen Häuser des Kibbuz wurde die Leiche eines Bewohners mit einem lila Laken bedeckt, aus dem ein nackter Fuß herausragte. Ein Kopfkissen und andere Gegenstände aus dem Haus lagen verstreut in der Gegend. Die Luft geschwängert vom Geruch der Leichen. Ein zerstörtes Tor am Rande des Kibbuz zeigt, wo die Bewaffneten eindrangen. Ein Ehepaar brachte der "New York Times" zufolge seine 10 Monate alten Zwillinge noch in Sicherheit, ehe sie selbst erschossen wurden. Die Kinder hätten später gerettet werden können.
"Erzählt der Welt, was ihr hier gesehen habt"
Einige der Häuser sind bei dem Angriff fast vollständig zerstört worden, die Wände eingestürzt und verbrannt. Israelische Truppen gingen von Haus zu Haus, um die Leichen der Zivilisten in Leichensäcken zu bergen. "Erzählt der Welt, was ihr hier gesehen habt", rief einer der Soldaten. Sie bewegten sich nur langsam durch den Ort - aus Sorge, dass die Hamas-Kämpfer die Häuser vermint haben könnten oder sich einzelne von ihnen sogar noch dort verstecken könnten.
Ein israelischer Soldat sagte der BBC, bei ihrer Ankunft habe "Chaos" geherrscht, "überall waren Terroristen". Der Kampf sei "unvorstellbar" gewesen, eine solche Situation sei ihm zuvor noch nie begegnet. Die Israeli Defense Forces schrieben auf X, ehemals Twitter: "Die Hamas wird für dieses Verbrechen bezahlen."
Die Leichen der Bewaffneten lagen derweil mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden, berichten mehrere Medien von vor Ort übereinstimmend. In der Nähe standen laut "New York Times" unter anderem "ein zerstörter Pickup-Truck und ein improvisierter Paragleiter" sowie Motorräder, mit denen die Hamas-Kämpfer in die Siedlung eingedrungen seien. Deren tote Körper "liegen verrottend in der Sonne, unabgedeckt und an den Stellen, an denen sie getötet wurden. In Büschen und Gräben und auf den Rasenflächen des Kibbuz", schreibt die BBC.
Quelle: ntv.de, tsi/rts