Protest in Sächsischer Schweiz Menschenkette gegen Kalbitz-Kundgebung
13.06.2020, 20:49 Uhr
Die Menschen in Sebnitz nutzten Bänder für die Menschenkette, um die Corona-Abstandsregeln einzuhalten.
(Foto: dpa)
In einer Gemeinde in der sächsischen Schweiz tritt der frühere AfD-Mann Kalbitz auf - der einstige Frontmann des rechtsextremen "Flügels" bekommt dafür einigen Zuspruch. Doch die Gegendemo ist größer.
Bei einem ökumenischen Friedensgebet und mit einer Menschenkette haben im sächsischen Sebnitz Menschen gegen eine AfD-Kundgebung mit dem ehemaligen Parteimitglied Andreas Kalbitz demonstriert. Nach Angaben von Beobachtern beteiligten sich rund 150 Menschen an der Kette, die sie sich wegen der Coronavirus-Beschränkungen - statt mit den Händen - mit Bändern verbanden.
Kalbitz, dessen AfD-Mitgliedschaft Mitte Mai annulliert worden war, trat auf dem Markt in Sebnitz unter anderem mit dem sächsischen AfD-Vorsitzenden Jörg Urban und dem AfD-Bundestagsabgeordneten Jens Maier auf. In seiner Rede ging er nicht auf die aberkannte Parteimitgliedschaft ein, bedankte sich lediglich für "die Unterstützung, die aus allen Teilen der Republik mir ganz persönlich zuteil geworden ist".
Die nach Beobachterschätzungen mehr als 100 Anhänger bei der AfD-Kundgebung beklatschten unter anderem, dass Kalbitz die Sächsische Schweiz als AfD-Stammland bezeichnete und sich gegen die Corona-Schutzmaßnahmen aussprach. Die Gegendemonstranten bezeichnete er als "die lebenden Exemplare der real existierenden Bildungskatastrophe“. Bis zu seinem Parteiausschluss galt Kalbitz gemeinsam mit Björn Höcke als Aushängeschild des mittlerweile aufgelösten "Flügels", einer einflussreichen rechtsextremen Parteiströmung.
Kalbitz will in AfD bleiben
Gegen die Annullierung seiner AfD-Mitgliedschaft geht der bisherige Brandenburger Landeschef auch mit einer Zivilklage vor. Er habe einen Eilantrag beim Berliner Landgericht gestellt, sagte Kalbitz. „Ich werde alle juristischen Möglichkeiten ausschöpfen.“ Der AfD-Bundesvorstand hatte die Mitgliedschaft von Kalbitz im Mai mit einem Beschluss mit knapper Mehrheit für nichtig erklärt. Der Hintergrund sind frühere Kontakte im rechtsextremen Milieu.
Kalbitz hatte bereits beim Bundesschiedsgericht der AfD beantragt, die Annullierung seiner Mitgliedschaft aufzuheben. Der Fall schlägt parteiintern hohe Wellen. Beobachter halten eine weitere Spaltung der Partei in dieser Frage nicht für ausgeschlossen. Als einer der Kritiker von Kalbitz gilt Parteichef Jörg Meuthen, der auch den Ausschluss aus der Partei vorangetrieben hatte.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa