Keine weiteren Verschärfungen Merkel: "Anlass zu vorsichtiger Hoffnung"
09.04.2020, 15:50 Uhr
Die Bundeskanzlerin gibt sich in der Corona-Krise vorsichtig optimistisch. Schärfere Maßnahmen seien zunächst nicht notwendig. Es sei aber auch noch zu früh, die Einschränkungen zu lockern.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht nach den neuesten Infektionszahlen in der Corona-Krise "Anlass zu vorsichtiger Hoffnung". "Der Anstieg flacht sich leicht ab", sagte Merkel. Weitere Verschärfungen seien derzeit nicht nötig. Die Regierungschefin bezeichnete die Lage aber weiterhin als "fragil". Es sei zu früh, die aktuellen Maßnahmen zu lockern. Sie erwarte von der Bevölkerung über die Ostertage Konzentration und Disziplin.
"Wir dürfen jetzt nicht leichtsinnig sein, wir dürfen uns nicht in Sicherheit wiegen", warnte die Kanzlerin. "Und ich kenne das auch von mir persönlich: Man hat ein bisschen Hoffnung, dann gewinnt man Zutrauen, dann ist man innerlich etwas entspannter, und schon ist man auch ein bisschen leichtsinnig."
Über die nächste Phase des Kampfs gegen das Virus wolle sie kommenden Mittwoch mit den Ministerpräsidenten der Länder beraten. Dann soll es auch um die Frage gehen, wie es mit den bislang bis zum 19. April befristeten Maßnahmen weitergeht. Eine Lockerung werde "nur in kleinen Schritten" erfolgen können, sagte Merkel. "Wir müssen immer wieder die Folgen beachten."
An die Bürgerinnen und Bürger gerichtet sagte sie: "Wir haben in den letzten Wochen gemeinsam viel Kraft bewiesen. Jetzt kommt es darauf an, darin nicht nachzulassen - damit meine ich alle ohne Ausnahme." Weiter sagte sie: "Wir können dann das Land gegen das Virus verteidigen und diese schwere Prüfung, die noch eine ganze Weile anhalten wird, bis zum Ende bestehen."
"Ostern wird eine Weggabelung sein"
Merkel sagte, das Virus werde so lange eine Bedrohung sein, bis ein Impfstoff gefunden und die Bevölkerung immunisiert ist. "Das heißt nichts anderes als: leben mit dem Virus", sagt Merkel. "Das ist nicht verschwunden. Auch wenn sich einen Tag mal weniger Leute anstecken."
Merkel hat bei der Pressekonferenz die Bedeutung einer höheren Produktion von Schutzausrüstung in Deutschland in der Corona-Krise betont. Sie sagte, der weltweite Bedarf etwa an Schutzmasken habe sich vervielfacht. 90 Prozent der Schutzausrüstung stamme aus Asien. Es sei notwendig, eine größere strategische Unabhängigkeit zu erreichen, dies müsse auch im Verbund der Europäischen Union passieren.
Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte alle Bürger aufgerufen, die Kontaktbeschränkungen wegen der Corona-Krise über die anstehenden Feiertage unbedingt einzuhalten. "Ostern wird eine Weggabelung sein", sagte der CDU-Politiker in Berlin.
"Bleiben wir auch übers Wochenende konsequent, wird die schrittweise Rückkehr zur Normalität wahrscheinlicher. Werden wir jetzt nachlässig, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verlängerung der Auflagen nötig wird." Das höchste christliche Fest müsse nun "wahrscheinlich unter einmaligen Bedingungen in der Geschichte Deutschlands" gefeiert werden, sagte Spahn weiter. Es werde sicher vielen schwerfallen, auf den Besuch der Familie zu verzichten. "Aber wenn wir nach Ostern nachlässig würden, ... dann gefährdeten wir die ersten Erfolge unserer gemeinsamen Anstrengungen."
Spahn äußerte sich zuversichtlich dazu, weil die Gesellschaft in der Krise enger zusammengerückt sei. Er verwies darauf, dass die Einschnitte in den Alltag Wirkung zeigten und erste Erfolge zu sehen seien. So gebe es bei fast 110.000 Infizierten mehr als 50.000 Gesundete. Die Kurve der Zahl neu gemeldeter Infektionen flache sich ab.
Quelle: ntv.de, bdk/dpa/DJ