"Gewisse Leichtfertigkeit" Merkel besorgt über Infektions- und Totenzahlen
30.10.2021, 11:52 Uhr
Merkel ist an diesem Wochenende beim G20-Gipfel in Rom.
(Foto: REUTERS)
In der Welt hat Bundeskanzlerin Merkel den Ruf, Deutschland gut durch die Corona-Pandemie gebracht zu haben. In den letzten Tagen ihrer Amtszeit ist sie allerdings mehr als besorgt über die aktuelle Entwicklung der Infektionszahlen und redet den Bürgerinnen und Bürgern ins Gewissen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen vor einem leichtfertigen Umgang mit der Pandemie gewarnt. Die aktuelle Entwicklung "bereitet mir große Sorgen", sagte die scheidende Kanzlerin der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" und fügte hinzu: "Sie sollte uns allen Sorgen bereiten." Derzeit mache sich allerdings "schon wieder eine gewisse Leichtfertigkeit breit".
Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen steigt seit zwei Wochen stetig an. Angaben des Robert-Koch-Instituts vom Samstagmorgen zufolge lag sie zuletzt bei 145,1, am Vortag hatte der Wert bei 139,2 gelegen, vor einer Woche bei 100. Die Inzidenz gibt die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an. Wegen der inzwischen verabreichten Impfungen ist der Inzidenzwert inzwischen allerdings nicht mehr so aussagekräftig.
Allerdings stagnieren die Impfzahlen seit einigen Wochen. Der aktuell zu beobachtende Anstieg des Impftempos ist vor allem den Auffrischungsimpfungen zuzuschreiben. Die Zahl der verabreichten Erst- und Zweitimpfungen geht hingegen weiter zurück oder stagniert. In Deutschland sind 55,46 Millionen Menschen inzwischen vollständig geimpft, das entspricht 66,7 Prozent. Um die Pandemie überhaupt eindämmen zu können, wäre dem Robert Koch Institut zufolge eine Impfrate von 85 bis 90 Prozent bei den über Zwölfjährigen nötig - ergänzt durch Auffrischungsimpfungen, um der nachlassenden Wirkung zu begegnen.
Merkel sagte dazu der "FAS", es stimme sie "traurig", dass noch immer "zwei, drei Millionen Deutsche über 60 ungeimpft sind". Denn das könne "einen Unterschied machen", für die Menschen selbst, wie für die ganze Gesellschaft. Es gelte daher, weiter für das Impfen zu werben.
Zur Diskussion um den Profi-Fußballer Joshua Kimmich, der sich nicht impfen ließ, sagte Merkel, das sei sein Recht. Sie hoffe aber, dass Kimmich seine Entscheidung noch einmal überdenke. "Er ist ja als sehr reflektierter Fußballer bekannt."
Quelle: ntv.de, sba/dpa