Politik

Massenamnestie in Myanmar Militär-Junta will Tausende Gefangene freilassen

Seit bald zwei Jahren ist in Myanmar das Militär an der Macht.

Seit bald zwei Jahren ist in Myanmar das Militär an der Macht.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Seit einem Putsch im Februar 2021 regiert eine Militär-Junta Myanmar mit harter Hand. Unzählige Gegner und Protestierende werden daraufhin inhaftiert. Überraschend sollen nun fast 6000 Gefangene freikommen - darunter auch prominente Ausländer wie eine britische Diplomatin.

Im Rahmen einer Massenamnestie sollen im Krisenland Myanmar Berichten zufolge knapp 6000 Gefangene freikommen. Unter ihnen sind mehrere prominente Ausländer. Sie waren von Gerichten, die von der Militärjunta kontrolliert werden, zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der australische Wirtschaftsprofessor Sean Turnell, die ehemalige britische Botschafterin Vicky Bowman, ihr Ehemann Htein Lin und der japanische Journalist Toru Kubota würden noch am Donnerstag aus dem Gefängnis kommen. Anlass sei die Feier des myanmarischen Nationalfeiertags, sagte ein Junta-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP.

Insgesamt würden 5774 Häftlinge freigelassen, darunter etwa 600 Frauen, sagte der Junta-Vertreter. Zunächst hatte er die Zahl mit rund 700 angegeben. Der Junta-Vertreter machte keine Angaben dazu, wieviele der nun Begnadigten im Zuge der Verhaftungswelle nach dem Militärputsch im vergangenen Jahr festgenommen worden waren.

Turnell ist der frühere Berater der entmachteten Regierungschefin Aung San Suu Kyi. Er war kurz nach dem Militärputsch vom Februar 2021 festgenommen worden und musste sich wegen eines angeblichen Verstoßes gegen ein Gesetz zu Amtsgeheimnissen vor Gericht verantworten. Ende September war er zu drei Jahren Haft verurteilt worden - zum Entsetzen von Menschenrechtlern in aller Welt. Die australische Regierung hatte immer wieder die Freilassung Turnells gefordert. Auch Professorenkollegen engagierten sich seit vielen Monaten für ihn.

Regierungschefin Aung San Suu Kyi in Einzelhaft

Das Militär hat viele Protestierende und Unterstützer von Regierungschefin Aung San Suu Kyi inhaftiert.

Das Militär hat viele Protestierende und Unterstützer von Regierungschefin Aung San Suu Kyi inhaftiert.

(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)

Vicky Bowman, die Großbritannien von 2002 bis 2006 als Botschafterin in Myanmar vertreten hatte, war Anfang September wegen mutmaßlicher Verstöße gegen Einwanderungsbestimmungen zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Ihr myanmarischer Ehemann, der Künstler Htein Lin, wurde der Beihilfe beschuldigt und ebenfalls zu einem Jahr Haft verurteilt.

Im Oktober war der japanische Journalist Toru Kubota zu insgesamt zehn Jahren Haft wegen Volksverhetzung und Verstößen gegen die Kommunikations- und Immigrationsgesetze verurteilt worden. Der Dokumentarfilmer war festgenommen worden, nachdem er eine Protestaktion in der größten Stadt Yangon gefilmt hatte.

Seit dem Putsch und der Entmachtung von De-Facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi regiert die Junta mit eiserner Faust. Das Militär geht hart gegen jeden Widerstand vor, schlug Proteste gewaltsam nieder. Auch Ausländer sind im Visier der Generäle. Suu Kyi sitzt in einem Gefängnis in Einzelhaft und muss sich wegen immer neuer Vorwürfe vor Gericht verantworten. Menschenrechtler sprechen von Schauprozessen. Nach Angaben örtlicher Gruppen wurden bei Protesten und Auseinandersetzungen mit dem Militär bislang mehr als 2000 Menschen getötet und mindestens 14.000 festgenommen.

Quelle: ntv.de, joh/dpa/AFP

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen