Politik

"Donbass faktisch ein Kessel" Militärexperte: Westen muss selbst kämpfen oder Ukraine aufgeben

Die russische Armee habe die Ukrainer im Donbass da, "wo sie sie haben wollen: in einem Kessel."

Die russische Armee habe die Ukrainer im Donbass da, "wo sie sie haben wollen: in einem Kessel."

(Foto: REUTERS)

Ein österreichischer Militärexperte sieht den Westen am Scheideweg: Entweder akzeptiert man, dass Russland sich die Ukraine einverleibt, oder man tritt "mit der Waffe in der Hand" selbst in den Krieg ein. Im Donbass sei die Ukraine eingekesselt, nur massive Waffenlieferungen könnten das ändern.

Der österreichische Militärexperte Markus Reisner sieht den Westen vor die Wahl gestellt: "Es gibt nur diese beiden Optionen: Entweder wir treten mit der Waffe in der Hand in diesen Krieg ein oder wir akzeptieren, dass sich Russland die Ukraine Stück für Stück einverleibt und möglicherweise später die baltischen Staaten angreift." Wolle der Westen seiner demokratischen Werteordnung treu bleiben, "müssten wir zur Verteidigung dieser Werte beginnen, den Aggressor zurückzuschlagen - auch mit militärischer Gewalt", sagt Reisner dem österreichischen Magazin "Profil".

Europa sei an einem Punkt angelangt, den Historiker später so beschreiben würden: "Ein Großreich, nämlich die demokratische EU mit der NATO im Hintergrund, ist an den Grenzen ihrer friedlichen Expansion angekommen und muss sich die Frage stellen, ob es für die weitere Expansion kämpfen will." Zur Frage, ob es einen Mittelweg geben könnte, sagt der Militärhistoriker: "Will man jetzt noch maßgeblich etwas verändern, müssen Waffen in massivem Ausmaß geschickt werden."

Möglicherweise müsse die Ukraine zudem dazu gebracht werden, Waffenlieferungen zu sammeln und dann geballt zum Einsatz zu bringen. Ein stetiger, aber geringfügiger Nachschub sei wenig hilfreich. Reisner zitiert im "Profil" einen ukrainischen Brigadegeneral: Der habe berichtet, "man könne die amerikanischen Haubitzen M777 nur ein paarmal einsetzen, bevor Gegenfeuer Schäden an den Geschützen anrichtet, die man dann in Polen reparieren muss." Ein unglaublicher Aufwand sei das, so Reisner.

Russland sei in diesem Abnutzungskampf massiv überlegen, weshalb die Ukraine Tag für Tag hohe Einsätze leisten müsse, ohne aber Erfolge zu produzieren. Nach Reisners Einschätzung könnte Russland die ukrainische Armee im Donbass einschließen, tut das aber nicht, "weil die Ukraine laufend Soldaten und Waffen hineinschickt, die die Russen zerstören können. Sie haben die Ukrainer, wo sie sie haben wollten: in einem Kessel."

Auf der russischen Seite stellt Reisner denn derzeit auch keine Erschöpfungserscheinungen fest - wohl aber bei den Ukrainern. "Die Russen bringen im Schnitt jede Woche mindestens zwei vollbeladene Militärzüge heran. Ich sehe aber keine ukrainischen Militärzüge, die haufenweise Material in den Donbass bringen. Gäbe es das, hätten wir Videos davon gesehen", sagt er dem österreichischen Magazin "Profil". Zudem gebe es kaum noch Bilder von gefangen genommenen oder getöteten russischen Soldaten. "Auf der anderen Seite zirkulieren viele Videos von verwundeten, getöteten, gefangenen und demoralisierten Ukrainern", so Reisner weiter.

Quelle: ntv.de, lwe

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen