Nächste Orts-Einnahme gemeldet Moskaus Truppen rücken nahe Pokrowsk weiter vor
05.10.2024, 16:29 Uhr Artikel anhören
Ein ukrainischer Panzer kehrt von einer Stellung in der Nähe von Pokrowsk zurück.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Für die Ukraine lässt der militärische Druck im Osten des Landes nicht nach. Die russischen Truppen rücken weiter Richtung Pokrowsk vor und verkünden die Einnahme der nächsten Ortschaft. Zudem melden beide Seiten getötete und verletzte Zivilisten.
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben eine weitere Ortschaft im ostukrainischen Gebiet Donezk erobert. Einheiten der Heeresgruppe Süd hätten die Siedlung Schelanne Druhe eingenommen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Schelanne Druhe hatte vor dem Krieg einmal mehr als 200 Einwohner. Die Ortschaft liegt am Ostufer des Flusses Wowtscha, nur wenige Kilometer von den strategisch wichtigen Städten Kurachowe und Pokrowsk entfernt. Letztere ist ein Bahn- und Straßenverkehrsknotenpunkt, über den der Nachschub für die ukrainischen Truppen läuft.
Von Russland eingesetzte Behörden in der Stadt Gorliwka teilten derweil mit, dass durch ukrainischen Beschuss elf Zivilisten verletzt worden seien. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte überdies, dass in der Nacht zehn ukrainische Drohnen über den russischen Grenzregionen Belgorod, Woronesch und Kursk abgeschossen worden seien. Der Gouverneur von Woronesch, Alexander Gussew, teilte auf Telegram mit, ein Zivilist sei bei einem Drohnenangriff verletzt worden. Auf ukrainischer Seite wurden in der südlichen Region Saporischschja nach Angaben von Gouverneur Iwan Fedorow zwei Zivilisten durch russische Angriffe getötet.
Nach einer Reihe von Rückschlägen im ersten Kriegsjahr machte die russische Armee im vergangenen Jahr an Boden gut und rückte 2024 weiter gegen die ukrainische Armee vor, der es häufig an Personal und Rüstungsgütern fehlt. Zuletzt musste sich Kiew aus der lange umkämpften Stadt Wuhledar zurückziehen. Es war einer der bedeutendsten Geländegewinne der russischen Truppen im Osten der Ukraine seit Monaten.
Dennoch erwarten US-Militärexperten, dass die russische Bodenoffensive bald an Schwung verlieren wird. "Die gegenwärtige Sommeroffensive wird absehbar ihren Höhepunkt in den kommenden Wochen oder Monaten erreichen", schrieb das Institut für Kriegsstudien (ISW) in einem Bericht. Danach werde sich das Tempo der russischen Angriffe verlangsamen.
Als Grund nannten die Beobachter, dass die von der russischen Armeeführung für die Offensive eingeplanten Truppen dezimiert seien; Reserven seien erschöpft. Die Armee müsse ihre Kräfte zwischen den Angriffen im Donbass, der stecken gebliebenen Offensive im Gebiet Charkiw und der Abwehr ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk aufteilen. "Russische Kräfte haben nicht das Personal und Material, um die intensiven Offensivanstrengungen dauerhaft fortzusetzen", heißt es in dem Bericht.
Quelle: ntv.de, ses/AFP/dpa