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Was wird öffentlich, was nicht?Nach Ja zur Freigabe: Was passiert mit den Epstein-Akten?

20.11.2025, 13:15 Uhr
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Der Kongress und Präsident Trump haben der Veröffentlichung mittlerweile zugestimmt. Aber was genau passiert nun? (Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)

In der Affäre um den US-Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat US-Präsident Donald Trump ein Gesetz zur Freigabe von Ermittlungsakten unterzeichnet. Zuvor hatte der Kongress für die Veröffentlichung gestimmt. Trumps Unterschrift unter dem Gesetz bedeutet allerdings nicht, dass seine Regierung nun wirklich sämtliche Dokumente offenlegt. Antworten auf die drängendsten Fragen:

Was sieht das Epstein-Gesetz vor?

Das Epstein-Akten Transparenz-Gesetz (Epstein Files Transparency Act, Efta) soll die Regierung zur Veröffentlichung aller Epstein-Akten zwingen. Federführend ausgearbeitet wurde die Vorlage von dem republikanischen Abgeordneten Thomas Massie und dem Demokraten Ro Khanna.

Laut Gesetzestext soll Justizministerin Pam Bondi "nicht später als 30 Tage nach Verabschiedung" des Gesetzes "alle nicht als geheim eingestuften Aufzeichnungen, Dokumente, Mitteilungen und Ermittlungsmaterialien, die sich im Besitz des Justizministeriums befinden", veröffentlichen. Dies gilt ebenfalls für Unterlagen der Bundespolizei, des FBI und der Staatsanwälte.

Was soll genau veröffentlicht werden?

Laut Gesetzestext bezieht sich dies auf Dokumente zu dem verurteilten Sexualstraftäter Epstein, der bis zu seinem Tod in einer New Yorker Gefängniszelle 2019 jahrelang Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt haben soll. Zudem sollen Akten über seine Komplizin Ghislaine Maxwell öffentlich gemacht werden, die seit ihrer Verurteilung 2022 eine 20-jährige Haftstrafe absitzt. Maxwell hatte im Prozess detailliert über Epsteins Beziehungen zu Größen aus Politik und Gesellschaft berichtet. Vermutet wird allerdings, dass die Akten eine noch größere Verstrickung Prominenter zeigen, womöglich auch von Präsident Trump.

Was könnte dies für Prominente bedeuten?

Der Gesetzestext präzisiert, dass auch Akten offengelegt werden müssen, in denen es um "Personen, einschließlich Regierungsbeamte", geht, "die im Zusammenhang mit Epsteins kriminellen Aktivitäten" genannt werden. Freigegeben werden sollen zudem Dokumente zu Organisationen, die "Verbindungen zu Epsteins Menschenhandels- oder Finanznetzwerken" haben oder hatten.

Was ist noch geplant?

Des Weiteren soll interne Kommunikation des Justizministeriums öffentlich werden zu "Entscheidungen, Epstein oder seine Mitarbeiter anzuklagen, nicht anzuklagen, zu untersuchen oder die Untersuchung abzulehnen". Auch alle Dokumente zu Epsteins Todesursache sollen freigegeben werden. Offiziell ist von Suizid die Rede, doch nicht wenige US-Bürger vermuten, der einflussreiche Finanzberater und Millionär sei während Trumps erster Amtszeit 2019 ermordet worden, um das Ausmaß der Affäre zu vertuschen.

Was ist von der Freigabe ausgenommen?

Nicht veröffentlichen muss Justizministerin Bondi laut dem Gesetzestext Informationen, die die Privatsphäre der Missbrauchsopfer einschränken, oder aber Bilder und Videos von Missbrauch. Die Namen und andere Angaben zu den Opfern dürften demnach geschwärzt werden, wie es bisher bereits bei veröffentlichten Dokumenten der Fall war. Ausnehmen kann Bondi zudem Material, das "eine aktive Bundesuntersuchung oder laufende Strafverfolgung gefährden würde".

Welche Schlupflöcher gibt es für die Aktenfreigabe?

Eine zentrale Rolle spielt die Angabe im Gesetz, dass Akten zu laufenden Ermittlungen unter Verschluss bleiben können. Erst vergangenen Freitag hatte Trump Ermittlungen gegen den früheren Präsidenten Bill Clinton und dessen Finanzminister Larry Summers veranlasst, letzterer kündigte inzwischen einen Rückzug aus dem öffentlichen Leben an. Kritiker fürchten allerdings, dass die Trump-Regierung mit Verweis auf laufende Untersuchungen auch andere Akten zurückhalten könnte.

Was hat Trump gegen die Freigabe aller Akten?

Der Präsident nannte die Epstein-Affäre monatelang einen "Schwindel" der Demokratischen Partei, die von seinen eigenen Erfolgen ablenken soll. Wegen der drohenden Niederlage im Kongress rief er seine Republikaner aber am Sonntag zur Zustimmung zu dem Gesetz auf.

Gegner werfen Trump vor, seine eigene Verstrickung in die Epstein-Affäre vertuschen zu wollen. Belastet wird der 79-Jährige durch Emails von Epstein, die demokratische Abgeordnete vergangene Woche veröffentlicht hatten. "Natürlich wusste er von den Mädchen", schrieb Epstein darin über Trump im Januar 2019. In einer älteren Mail vom April 2011 schreibt Epstein, Trump habe "Stunden" mit dem Missbrauchsopfer Virginia Giuffre verbracht. Ihr Name war zwar geschwärzt - das Weiße Haus bestätigte aber, dass es um Giuffre ging, die im April dieses Jahres Suizid beging.

Trump verkehrte als New Yorker Immobilienmagnat und als Nachbar in Palm Beach in Florida ab den 1990er Jahren mit Epstein. Videos und Fotos legen eine Freundschaft nahe. Bisher konnte dem Präsidenten in der Affäre allerdings kein Fehlverhalten nachgewiesen werden.

Quelle: ntv.de, als/AFP

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