"Zugeständnisse erpressen" Netanjahu: Hamas macht Rückzieher bei Waffenruhe-Details
16.01.2025, 10:50 Uhr Artikel anhören
Wirft der Hamas Wortbruch vor: Ministerpräsident Netanjahu.
(Foto: picture alliance/dpa/Pool UPI/AP)
Steht die Waffenruhe im Gazastreifen doch wieder auf der Kippe? Am Sonntag soll die Vereinbarung in Kraft treten, doch die israelische Regierung verschiebt die Zustimmung zu dem Dokument. Ministerpräsident Netanjahu erhebt Vorwürfe gegenüber der Terrororganisation Hamas. Die widerspricht.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wirft der Hamas vor, sich von einigen Details der Vereinbarung für eine Waffenruhe im Gazastreifen zurückzuziehen. Dies verzögere die Zustimmung der israelischen Regierung. "Die Hamas zieht sich von Teilen der Vereinbarung zurück, die mit den Vermittlern und Israel getroffen wurde, um in letzter Minute Zugeständnisse zu erpressen", sagt Netanjahu.
"Das israelische Kabinett wird sich nicht versammeln, bis die Vermittler Israel darüber informieren, dass die Hamas allen Elementen der Vereinbarung zugestimmt hat." Nach der am Mittwoch erzielten Einigung war geplant, dass die israelische Regierung dem Abkommen, das auch eine Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas vorsieht, am heutigen Donnerstag zustimmt.
Die Hamas hätten eine Krise bei den Verhandlungen verursacht, hieß es von Netanjahus Büro weiter. Dem widersprachen die Islamisten: Issat al-Rischk, Mitglied des Hamas-Politbüros, erklärte via Telegram, die Hamas stehe zur von den Vermittlern angekündigten Waffenruhevereinbarung. Die Anschuldigungen entbehrten "jeder Grundlage", sagte ein Hamas-Vertreter der Nachrichtenagentur AFP. Israel schaffe "in einem entscheidenden Moment Spannungen aus dem Nichts", fügte er hinzu.
33 Geiseln sollen freikommen
Grund für die Verschiebung der Sitzung soll laut dem israelischen Sender Kan auch sein, dass der rechtsextreme Finanzminister Bezalel Smotrich Netanjahu noch nicht Bescheid gegeben habe, ob seine Partei aus Protest gegen das geplante Abkommen die Regierung verlässt.
Israelischen Angaben zufolge werden derzeit in Katar noch abschließend Details zu der von Katar und den USA zuvor offiziell verkündeten Waffenruhe im Gazastreifen geklärt. Laut der israelischen Nachrichtenseite Ynet handelt es sich um "technische Details" wie die genaue Zusammensetzung der Liste von palästinensischen Häftlingen, die aus israelischen Gefängnissen freikommen sollen.
Israel und die Terrororganisation Hamas hatten sich nach intensiven indirekten Verhandlungen auf eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung der von der Hamas festgehaltenen Geiseln geeinigt. Die Waffenruhe soll laut dem katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman al-Thani am Sonntag in Kraft treten und von den Vermittlerstaaten USA, Katar und Ägypten überwacht werden. In einer ersten Phase sollen 33 israelische Geiseln freigelassen werden. Im Gegenzug sollen demnach in Israel inhaftierte Palästinenser freikommen.
Quelle: ntv.de, lme/dpa/rts/AFP