Drohgebärde oder Wettrüsten Neue US-Atomwaffentests - wie hat Trump das gemeint?
31.10.2025, 08:34 Uhr Artikel anhören 
		                      Er habe das Kriegsministerium angewiesen, Nuklearwaffen "auf gleicher Basis" zu testen, schrieb Trump. Dieser Prozess solle "unverzüglich" beginnen.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
US-Präsident Donald Trump hat die Wiederaufnahme von Atomwaffentests angekündigt und damit international für Sorge und Verwirrung gesorgt. Unklar ist, ob Trump die Abkehr von einem jahrzehntelangen Testverzicht angeordnet hat oder es sich um eine Drohgebärde Richtung Russland und China handelt. Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was hat Trump angekündigt?
Trump schrieb kurz vor einem Treffen mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Südkorea in seinem Onlinedienst Truth Social: "Aufgrund der Testprogramme anderer Länder habe ich das Kriegsministerium angewiesen, unsere Nuklearwaffen auf gleicher Basis zu testen. Dieser Prozess wird unverzüglich beginnen." Auf seinem Rückflug nach Washington sagte Trump, die letzten US-Atomwaffentests seien "viele Jahre" her.
Wann hatten die USA zuletzt Atomwaffen getestet?
Der letzte US-Atomtest erfolgte am 23. September 1992 auf einem Militärgelände nordwestlich von Las Vegas im Bundesstaat Nevada. Bei der unterirdischen Explosion stieg ein Atompilz über der Wüste auf, wie er für Nukleartests charakteristisch war.
Was passierte danach?
Der US-Kongress verhängte noch 1992 unter Präsident George Bush von den Republikanern ein Moratorium: Solange kein ausländischer Staat unterirdisch Atomwaffen testete, sollten die USA dies auch nicht tun. Unter Präsident Bill Clinton von den Demokraten unterzeichneten die USA 1996 zudem den Vertrag über das umfassende Verbot von Atomtests (CTBT), der alle Explosionstests international verbietet. Die USA haben den Vertrag allerdings wie China nicht ratifiziert - auch deshalb ist er nie in Kraft getreten. Russland machte seine Ratifizierung 2023 unter Präsident Wladimir Putin rückgängig, was die USA scharf kritisierten.
Können die USA in die Tests einfach so wieder einsteigen?
"Sowohl aus technischen als auch politischen Gründen ist es unwahrscheinlich, dass die Vereinigten Staaten in absehbarer Zeit zu nuklearen Sprengtests zurückkehren", erklärte die Atomwaffenexpertin Heather Williams vom Center for Strategic & International Studies (CSIS) nach Trumps Ankündigung. Es hänge aber davon ab, was der US-Präsident unter "testen" verstehe. Oberirdische - sogenannte atmosphärische - Tests schließt sie aus, da sie auf zu großen öffentlichen Widerstand in betroffenen Bundesstaaten führen würden.
Wie sieht es mit unterirdischen Tests aus?
"Unterirdische Tests wären wahrscheinlich nicht sofort oder innerhalb weniger Monate möglich", betont die Atomwaffenexpertin Williams. Laut der Forschungsstelle des US-Kongresses könnten Tests binnen 24 bis 36 Monaten nach einer Anordnung des Präsidenten wiederaufgenommen werden.
Wer ist für die Tests zuständig?
Williams betont, nicht das Pentagon unter Minister Pete Hegseth sei für die Testbereitschaft zuständig, sondern die Behörde für Atomwaffensicherheit (NNSA), die dem Energieministerium untersteht. Diese könnte laut CSIS einen Teststandort binnen sechs bis zehn Monaten für einen einfachen unterirdischen Test bereitmachen - für Sprengköpfe und neue Fähigkeiten wäre der Zeitrahmen länger. Wegen der Haushaltssperre in den USA hatte die NNSA im Oktober allerdings den Großteil ihrer Mitarbeiter in Zwangsurlaub geschickt.
Was könnte Trump sonst meinen?
Experten rätseln darüber, ob der Präsident womöglich Tests zum Abschuss von Waffensystemen meint, die mit Nuklearsprengköpfen bestückt werden können, also etwa ballistische Raketen. Zu Jahresbeginn testeten die USA nach eigenen Angaben eine Minuteman-III-Rakete. Danach gab das Pentagon bekannt, es habe insgesamt mehr als 300 ähnliche Tests gegeben.
Was könnte Trumps Testankündigung noch bedeuten?
Möglicherweise steigen die Investitionen in das US-Atomwaffenarsenal, sagt die Atomwaffenexpertin Williams. Sie spricht von einem "zunehmend nuklearen Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten, Russland und China". Trotz parteiübergreifender Berichte und Empfehlungen habe die Trump-Regierung "nur zögerlich" in den nuklearen Wettbewerb investiert. Die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) schätzt, dass die USA über 5044 Nuklearsprengköpfe verfügen, während Russland mehr als 5500 habe.
Quelle: ntv.de, bho/spl/AFP
 
   
   
   
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                             
		                            