Als "hochgefährlich" eingestuft Ottawa-Attentäter war Behörden bekannt
23.10.2014, 04:24 Uhr
Über den Attentäter von Ottawa enthüllen nordamerikanische Medien erste Details. War ein "einsamer Wolf" am Werk, oder zogen Islamisten die Fäden? Kanadas Premier Harper findet klare Worte.
Der bei dem Angriff auf das kanadische Parlament in Ottawa getötete Angreifer ist den Behörden nach Berichten mehrerer Medien als "hochgefährlich" bekannt gewesen. Bei dem Mann handele es sich um den 32-jährigen Kanadier Michael Z., berichteten der US-Sender CBS sowie die kanadische Zeitung "Globe and Mail". Sie beriefen sich auf Angaben von Behördenvertretern ihrer jeweiligen Länder.
Der "Globe and Mail" zufolge hatten die Geheimdienste den Mann zuvor als "hochgefährlichen Reisenden" ("high-risk-traveller") eingestuft. Demnach wurde ihm kürzlich der Pass entzogen. Wegen Raubes und Waffenbesitzes war Michael Z. zudem 2003 zu einer zweijährigen Haftstrafe verurteilt worden, wie der kanadische Sender CTV berichtete.
Z. soll auch zum Islam konvertiert sein. Das sei den amerikanischen Sicherheitsbehörden mitgeteilt worden, verlautete zudem aus US-Regierungskreisen.
Der 32-jährige Kanadier war am Mittwochmorgen (Ortszeit) nach mehreren Schüssen am Kriegsdenkmal beim Parlament in das Gebäude gestürmt. Anschließend fielen zahlreiche Schüsse im Parlament. Er selbst wurde von der Polizei getötet.
"Verachtenswerter Angriff"
Die Polizei und die Behörden hielten sich bisher merklich mit Informationen zu dem Fall zurück. Am Abend (Ortszeit) aber hob die Polizei Absperrungen und weitere Sicherheitsmaßnahmen in Ottawas Innenstadt wieder auf. Für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr mehr, hieß es. Abgeriegelt blieb das Gebiet um das Parlament. Die Polizei verwies auf die laufenden Ermittlungen.
Nach Angaben der Polizei hatte es zuvor keinen konkreten Hinweis auf das Verbrechen gegeben. Die Sicherheitsstufe war auf mittlerem Niveau. "So ist sie seit Jahren und wir hatten keine Hinweise, die eine Verschärfung nötig gemacht hätten", sagte Michaud.
Kanadas Premierminister Stephen Harper, der zur Zeit des Angriffs selbst im Parlament war, sprach von einem "verachtenswerten Angriff". "Kanada wird niemals eingeschüchtert sein", sagte er weiter. "Wir werden unsere Anstrengungen im Kampf gegen internationale Terrororganisationen verstärken und noch einmal verdoppeln. Es wird für sie keinen sicheren Ort geben."
Harper sprach den Angehörigen des getöteten Soldaten sein Beileid aus. Weitere Details zu der Attacke nannte Harper nicht. In den kommenden Tagen werde man mehr über den Angreifer und mögliche Komplizen erfahren.
Obama: Immer wachsam sein
Kanada und die USA versetzten zudem das gemeinsame Luftverteidigungskommando in erhöhte Alarmbereitschaft. Gepanzerte Fahrzeuge und schwer bewaffnete Polizisten gingen vor dem Parlament in Stellung und riegelten die Zufahrtswege ab. An den Ausfallstraßen von Ottawa wurden Straßensperren errichtet und jedes Auto durchsucht. Die Polizei sprach bei einer Pressekonferenz von einer "dynamischen Situation" und bat dringend um Informationen von Anwohnern und Augenzeugen.
US-Präsident Barack Obama erklärte in Washington, der Vorfall zeige erneut, dass man wachsam sein müsse. Er habe noch keine Informationen über Täter oder Motive. Auch wisse er nicht, ob es sich um einen Einzeltäter oder eine Gruppe gehandelt habe, sagte Obama.
Es war der zweite Anschlag in Kanada in dieser Woche. Am Montag hatte ein mutmaßlicher Islamist zwei Soldaten mit einem Auto überfahren. Ein Soldat starb, der Täter wurde nach einer Verfolgungsjagd von der Polizei erschossen.
Quelle: ntv.de, bad/dpa/rts/AFP