Verbindung zu Patriarch Kirill Parlament in Kiew stimmt für Verbot orthodoxer Kirche
19.10.2023, 16:22 Uhr Artikel anhören
Die Spitzen der ukrainisch-orthodoxen Kirche zeigen sich enttäuscht über das Verbot, zwei Drittel der Ukrainer sind dafür.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
In der Ukraine gibt es zwei orthodoxe Kirchen. Eine, die bis zum russischen Überfall dem Moskauer Patriarchen Kirill unterstand, soll nun ganz verboten werden. Das Parlament in Kiew stimmt mit deutlicher Mehrheit für die Auflösung.
Das Parlament in der Ukraine hat sich in erster Lesung für ein Verbot der mit Moskau verbundenen ukrainisch-orthodoxen Kirche ausgesprochen. Der Gesetzentwurf "über das Verbot von religiösen Organisationen, die mit der Russischen Föderation verbunden sind, wurde in erster Lesung angenommen", erklärte der Abgeordnete Jaroslaw Jelesniak am Nachmittag im Onlinedienst Telegram. 267 Parlamentarier hätten für den Vorschlag gestimmt - deutlich mehr als die benötigte Mehrheit von 226 Stimmen.
"Das ist eine historische Entscheidung", schrieb die Abgeordnete Inna Sowsun im Onlinenetzwerk Facebook. In der Regel muss das ukrainische Parlament in zwei Lesungen Gesetze verabschieden, bevor der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sie mit seiner Unterschrift in Kraft setzen kann.
Die ukrainisch-orthodoxe Kirche zeigte sich enttäuscht von einem möglichen Verbot und erklärte, ein solches verletze die Europäische Menschenrechtskonvention, die Religionsfreiheit garantiere. Eine Umfrage des Kiewer Internationalen Instituts der Soziologie vom Juni 2023 hatte zum Ergebnis, dass zwei Drittel der Ukrainer ein vollständiges Verbot der Kirche befürworten.
SBU: Moskauer Kirche bildet Soldaten aus
Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hing lange Zeit vom Moskauer Patriarchat ab, bis sie sich im Mai vergangenen Jahres aufgrund des russischen Angriffskriegs offiziell lossagte. Die ukrainischen Behörden werfen ihr allerdings vor, weiterhin von Moskau abhängig zu sein. Als eine von Moskau unabhängige Alternative war 2018 die orthodoxe Kirche der Ukraine mit staatlicher Unterstützung gegründet worden. Die russisch-orthodoxe Kirche betrachtet die ukrainisch-orthodoxe Kirche weiterhin als die einzig legitime.
Der russische Patriarch Kirill hat wiederholt den Einmarsch in die Ukraine gutgeheißen und den Gläubigen gesagt, Putins Herrschaft sei von Gott gewollt. Moskau wirft Kiew vor, orthodoxe Gläubige in der Ukraine zu verfolgen.
Derweil berichtete der ukrainische Geheimdienst, die russisch-orthodoxe Kirche betreibe private Militärunternehmen, um Soldaten für den Einsatz in der Ukraine auszubilden. Laut SBU erhält die Kirche für diese Aktivitäten Gelder von Finanz- und Industriekonzernen, die dem russischen Staat nahestehen. Einem Bericht des "Kyiv Independent" zufolge werden diese Gelder als "wohltätige Spenden" für den "Bau von Kirchen" gesammelt.
Quelle: ntv.de, mau/AFP