"Es geht um Qualität" Parteien bremsen Bufdi-Euphorie
08.02.2012, 17:30 UhrZunächst war der Bundesfreiwilligendienst nicht sonderlich begehrt - inzwischen brummt die Nachfrage. Sozialträger rufen nach mehr Geld für mehr Stellen. Doch die Politik bremst ab. Zunächst werde die Entwicklung ausgewertet.

Wo kommt das Interesse her an dem einstigen Ladenhüter?
(Foto: dpa)
Vertreter aller Bundestagsfraktionen haben Forderungen von Trägern und Kommunen nach Geld für zusätzliche Stellen im Bundesfreiwilligendienst (BFD) eine Absage erteilt. "Aus haushaltspolitischer Sicht wird es weder mehr Plätze noch mehr Geld für den BFD geben", erklärte der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Norbert Barthlem. Zuvor hatten Vertreter des Deutschen Städte- und Gemeindebunds und des Deutschen Städtetags den Bundestag aufgefordert, mehr Geld für mehr Stellen bereitzustellen. Bislang sind im Haushalt 2012 Mittel für 35.000 BFD-Stellen eingeplant, das Interesse an dem neuen Dienst ist jedoch größer als zunächst erwartet.
Der Grünen-Politiker Ulrich Schneider sagte: "Wir sind erstmal sehr zurückhaltend, was die Forderung nach mehr Geld und Plätzen im BFD angeht." Er halte die Forderungen für verfrüht. Man müsse zunächst herausfinden, wie das große Interesse entstanden sei und welche Rolle etwa Arbeitsämter gespielt hätten. Ähnlich äußerte sich der FDP-Fraktionssprecher für Jugendpolitik, Florian Bernschneider. Es gehe um Qualität und nicht um Quantität, daher müsse man den Erfolg zunächst analysieren. Mehr Geld könne es - wenn überhaupt - erst in einem nächsten Schritt geben.
Kontingente erschöpft
Der SPD-Familienpolitiker Sönke Rix sieht keinen Grund für zusätzliches BFD-Geld. "Wenn mehr Mittel bereitgestellt werden, dann bitte für die Jugendfreiwilligendienste", sagte er. Die Linken-Abgeordnete Heidrun Dittrich sagte, ihre Fraktion lehne den BFD grundsätzlich ab.
Nach Angaben des Familienministeriums sind knapp 30.000 Stellen bereits vergeben. In einem Schreiben an die Träger verhängte das zuständige Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben daher einen Einstellungsstopp für direkt angegliederte Einsatzstellen von kommendem Mittwoch an. Auch die Kontingente der großen Träger wie Evangelischer Freiwilligendienst oder Caritas sind nahezu ausgeschöpft. Eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur hatte ergeben, dass die größten Träger Bedarf an zusätzlichen 10.500 Stellen haben.
Eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums verwies darauf, dass man keine Haushaltsmittel umschichten dürfe und es daher Sache des Bundestages sei, mehr Geld bereitzustellen. Entsprechende Forderungen hatte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, erhoben. "Ein Erfolgsrezept soll nicht abegwürgt werden", sagte er der "Passauer Neuen Presse".
Ähnlich äußerte sich auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Stephan Articus. "Es wäre für Freiwillige und Trägerorganisationen gleichermaßen ärgerlich und ein Rückschlag für das bürgerschaftliche Engagement in Deutschland, wenn das Interesse an dem neuen Dienst durch eine Begrenzung der Platzzahlen gebremst würde."
Quelle: ntv.de, dpa