"Habe es als Pflicht angesehen" Peskow-Sohn will in der Ukraine gekämpft haben
23.04.2023, 14:46 Uhr Artikel anhören
Dmitri Peskow dient seit 2008 als Kremlsprecher.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wie viele andere elitäre Russen scheint Nikolai Peskow keinerlei Interesse an einem Kriegseinsatz in der Ukraine zu haben. Nun die Kehrtwende: In einem Interview bestätigt der Sohn von Kremlsprecher Dmitri Peskow Angaben von Wagner-Chef Prigoschin und berichtet von seinem Dienst an der Front.
Der Sohn von Kremlsprecher Dmitri Peskow hat nach eigenen Angaben als Mitglied der Söldnertruppe Wagner in der Ukraine gekämpft. Er habe dort unter falschem Namen als Artillerist gedient, sagte Nikolai Peskow in einem Interview der Zeitung "Komsomolskaja Prawda". Der 33-Jährige will demnach selbst die Initiative für den Einsatz ergriffen haben: "Ich habe es als meine Pflicht angesehen", sagt Peskow, dessen Vater seit 2008 als Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin fungiert.
Der Peskow-Sohn bestätigt damit scheinbar Angaben von Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin. Dieser hatte bereits am Samstag erklärt, dass Peskow in der Söldnertruppe als Artillerist im umkämpften Gebiet Luhansk gedient habe. Belegen lassen sich die Aussagen von Peskow und Prigoschin nicht. Die meisten Kinder der russischen Elite drücken sich vor dem Kriegseinsatz - anscheinend auch Peskow: Der Sohn des Kremlsprechers soll im September auf einen Fake-Anruf reingefallen und sich darin der Einberufung verweigert haben. Ob man in der Militärverwaltung nicht wisse, wer er sei, fragt Peskow in der Aufnahme rhetorisch und teilt, ohne eine Antwort abzuwarten, mit: "Um es kurz machen: Ich werde die Angelegenheit auf anderer Ebene klären."
Nur wenig später hatte es sich Peskow anscheinend anders überlegt: Wagner-Chef Prigoschin gibt an, dass sein Vater, Kremlsprecher Dmitri Peskow, an ihn herangetreten sei und ihn gebeten habe, seinen Sohn als Artilleristen einzustellen.
"Er ist stolz auf mich"
Wie Nikolai Peskow selbst in dem Interview behauptet, will er anschließend für etwas weniger als ein halbes Jahr einen Vertrag bei Wagner unterzeichnet haben. Um seine wahre Identität zu verbergen, habe er unter einem falschen Namen gedient, sagt er. Nach Angaben der Zeitung erhielt der Peskow-Sohn für seinen Mut auch eine Tapferkeitsmedaille. Um seinen Einsatz zu verifizieren, veröffentlichte sie ein Foto von ihm in Uniform. Auf die Frage, was sein Vater davon halte, sagt Nikolai: "Er ist stolz auf mich, glaube ich. Mein Vater hat mir gesagt, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe."
Nikolai Peskow wurde 1990 geboren und lebte nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 für zehn Jahre in Großbritannien. Danach kehrte er nach Russland zurück und diente von 2010 bis 2012 bei den strategischen Raketentruppen der regulären russischen Armee.
Quelle: ntv.de, chr/rts