Rekrutierung für die Bundeswehr Pistorius will Schnupper-Praktika statt Wehrpflicht
18.06.2023, 08:09 Uhr Artikel anhören
Die Bundeswehr hat ein Nachwuchsproblem. Vorschläge reichen von einer Aufnahme von EU-Bürgern in die deutsche Armee bis zur Wiedereinführung der Wehrpflicht. Letzteres lehnt Verteidigungsminister Pistorius entschieden ab. Er will die Bundeswehr jungen Leuten mit Schnupperkursen schmackhaft machen.
Verteidigungsminister Boris Pistorius setzt trotz der Nachwuchssorgen in der Bundeswehr auf Freiwilligkeit bei der Rekrutierung neuer Soldaten. Auf das schwedische Modell einer Wiedereinführung der Wehrpflicht mit verpflichtender Musterung angesprochen, sagte der SPD-Politiker dem Nachrichtenportal "t-online": "Wir brauchen keine Musterung, um junge Menschen für die Bundeswehr zu begeistern. Im Übrigen erscheint mir der Aufwand dafür auch sehr groß."
Pistorius hält es demnach für sinnvoller, junge Menschen für einen Freiwilligen-Wehrdienst zu gewinnen. Deshalb will er künftig mehr Möglichkeiten anbieten, kurzzeitig in die Bundeswehr hineinzuschnuppern. "Junge Frauen und Männer könnten für eine gewisse Zeit am Truppenalltag teilnehmen, quasi wie bei einem Praktikum, dabei die Abläufe und verschiedene Bereiche kennenlernen. So könnten wir das Interesse junger Menschen an einer Verpflichtung wecken", sagte Pistorius. Geprüft werde, unter welchen Bedingungen so etwas möglich sein könnte.
Auch andere Modelle der freiwilligen Nachwuchsrekrutierung hält Pistorius für diskussionswürdig. Dazu gehört für ihn auch die Aufnahme von EU-Bürgern in die deutsche Armee, wie es Frankreich und Spanien bereits ermöglichen. Auch die Aufnahme von in Deutschland geborenen Kindern von Migranten ohne deutschen Pass in die Bundeswehr schließt Pistorius nicht aus. Er sagte: "Prinzipiell ist für mich auch vorstellbar, dass jemand ohne deutschen Pass in die Bundeswehr kommt." Er lehne es aber ab, dies mit der Aussicht auf die Staatsbürgerschaft zu verbinden.
Die Wehrpflicht war 2011 nach 55 Jahren unter dem damaligen CSU-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ausgesetzt worden, was in der Praxis einer Abschaffung von Wehr- und Zivildienst gleichkam. Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine ist das Thema neu in den Blickpunkt gerückt.
Quelle: ntv.de, hny/dpa