Politik

Regierungskrise in Thailand Premier Anutin Charnvirakul übernimmt - vielleicht nur kurz

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Anutin Charnvirakul kniet vor einem Portrait des thailändischen Königs.

Anutin Charnvirakul kniet vor einem Portrait des thailändischen Königs.

(Foto: AFP PHOTO / ROYAL THAI GOVERNMENT)

Sein joviales und volksnahes Auftreten hat ihm in Thailand den Beinamen "Das Lächeln" eingebracht. Doch ob dem neuen Premier Anutin eine lange Karriere an der Regierungsspitze vergönnt ist, ist unklar. Denn die Opposition knüpfte ihre Zustimmung an rasche Neuwahlen.

In Thailand hat der neue Regierungschef Anutin Charnvirakul offiziell sein Amt angetreten. König Maha Vajiralongkorn habe die Wahl des rechtsgerichteten Bauunternehmers durch das Parlament bestätigt und ihn zum Ministerpräsidenten ernannt, erklärte Parlamentspräsident Arpath Sukhanunth in Bangkok.

Der steinreiche Unternehmer, der schon länger in der Politik des südostasiatischen Landes mitmischt, hatte bei der Abstimmung im thailändischen Unterhaus am Freitag eine komfortable Mehrheit erhalten: 311 der 492 Abgeordneten stimmten für den 58-Jährigen, darunter auch Abgeordnete der Opposition.

Anutin Charnvirakul muss sich innerhalb von vier Monaten Neuwahlen stellen.

Anutin Charnvirakul muss sich innerhalb von vier Monaten Neuwahlen stellen.

(Foto: AFP)

Das Votum war nötig geworden, nachdem die bisherige Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra vom Verfassungsgericht ihres Amtes enthoben worden war. Sie hatte nach Überzeugung des Gerichts mit einem umstrittenen Telefonat mit Kambodschas früherem Regierungschef Hun Sen gegen "das Wohl des Landes" verstoßen.

Volksnaher Machthaber

Anutin ist Chef der Bhumjaithai-Partei, der drittstärksten Partei im Unterhaus. Der 58-Jährige, dessen Vater einmal Übergangs-Regierungschef in Thailand war, war bereits Vize-Regierungschef, Innen- und Gesundheitsminister. Bekannt ist er bisher vor allem für die weitgehende Legalisierung von Cannabis 2022. Als Gesundheitsminister machte er sich mit einer Schimpftirade gegen ausländische Touristen einen Namen. Anutin tritt gerne volksnah auf. In Videos in Online-Netzwerken zeigt er sich in T-Shirt und Shorts, beim Kochen oder beim Spielen thailändischer Popsongs auf seinem Saxofon oder Klavier. Mit seinem jovialen Auftreten hat Anutin sich den Beinamen "Noo" erworben, zu Deutsch "Lächeln".

Nach seinem Amtsantritt als Regierungschef muss sich Anutin nun allerdings auf baldige Neuwahlen einstellen: Die größte Oppositionspartei hatte ihre Unterstützung an die Bedingung geknüpft, dass das Parlament binnen vier Monaten aufgelöst wird und Neuwahlen stattfinden.

Doch auch bei einer kurzen Amtszeit werde Anutin für ein "konservativeres Thailand" sorgen, meint der Politikwissenschaftler Titipol Phakdeewanich von der Ubon-Ratchathani-Universität. Die Amtsübernahme berge insbesondere "bedeutende Risiken" für die bereits stark geschwächte demokratische Jugendbewegung, die sich für eine Reform der Monarchie und der Verfassung eingesetzt hatte.

Neben der Politik hat Anutin noch ein anderes Standbein: Seine Familie besitzt den großen Baukonzern Sino-Thai Engineering, der in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder lukrative staatliche Bauaufträge ergatterte. So baute das Unternehmen Bangkoks Hauptflughafen sowie das Parlamentsgebäude, in dem Anutin am Freitag an die Regierungsspitze gewählt wurde.

Quelle: ntv.de, jwu/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen