"Friedliche Sitzstreiks" Protestbewegung GenZ 212 fordert Reformen in Marokko ein
14.10.2025, 09:55 Uhr Artikel anhören
Demonstration der marokkanischen Diaspora in Paris zur Unterstützung der sozialen Bewegung GenZ 212.
(Foto: picture alliance / SIPA)
Seit Ende September demonstrieren zahlreiche Menschen gegen Korruption und für eine Verbesserung des Bildungs- und Gesundheitssystems in Marokko. Die Bewegung GenZ 212 fordert Reformen und einen Wechsel an der Staatsspitze. Der Tod mehrerer Frauen heizt die Stimmung weiter an.
Die unter dem Namen GenZ 212 bekannte Protestbewegung in Marokko hat zu "friedlichen Sitzstreiks" aufgerufen. "Wir rufen die jungen Menschen in Marokko und alle Bürger zur massiven Mobilisierung auf, um diese Bewegung zu unterstützen, bis unsere Forderungen erfüllt werden", erklärte die Gruppe. Die landesweiten Streiks sollen demnach am Samstag stattfinden.
In Marokko demonstrieren seit dem 27. September fast täglich zahlreiche Menschen für eine Verbesserung des Bildungs- und Gesundheitssystems sowie gegen die Korruption im Land. Viele Demonstranten fordern zudem einen Regierungswechsel. Während die Proteste überwiegend friedlich verlaufen, kam es vereinzelt zu Vandalismus und Gewalt. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften Anfang des Monats wurden drei Menschen getötet.
"Strategische" Planungen
Den Anlass für die aktuelle Protestwelle hatten Berichte über den Tod von acht schwangeren Frauen gegeben, die für einen Kaiserschnitt in ein staatliches Krankenhaus in Agadir eingeliefert worden waren. Die Vorfälle wurden als Beleg für Missstände in Marokkos Gesundheitssystem gewertet.
Zahlreiche Marokkaner äußern sich zudem frustriert über die Höhe staatlicher Ausgaben für Prestigeprojekte. Marokko treibt den Bau großer Infrastrukturprojekte voran, um sich auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 vorzubereiten, die es gemeinsam mit Portugal und Spanien ausrichten wird.
Am Freitag hatte Marokkos König Mohammed VI. in seiner Rede zur Eröffnung des Parlaments angesichts der Proteste zu Reformen aufgerufen. Daraufhin setzte die Protestbewegung ihre Demonstrationen am folgenden Wochenende aus. Sie wollte die Pause nach eigenen Angaben für "strategische" Planungen zur Stärkung der Bewegung nutzen, um "sicherzustellen, dass die kommende Phase der Bewegung wirksamer und einflussreicher wird."
Quelle: ntv.de, mbr/AFP