Graf Lambsdorff hört Predigt Putin beklagt Ende deutsch-russischer Freundschaft
04.12.2023, 21:55 Uhr Artikel anhören
Die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland sind auf einem Tiefpunkt. Daran wird wohl auch Neu-Botschafter Alexander Graf Lambsdorff erst mal nichts ändern können.
(Foto: IMAGO/SNA)
Bei der Zeremonie zur Vereidigung neuer Botschafter, zu denen auch FDP-Politiker Alexander Graf Lambsdorff gehört, stellt Russlands Präsident Wladimir Putin mal wieder seine eigene Sicht auf die Dinge dar. Er trauert alten Gas-Geschäften hinterher und sieht für vieles die Schuld in Berlin, nicht aber bei sich selbst.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat gegenüber dem neuen deutschen Botschafter in Moskau, Alexander Graf Lambsdorff, sein Bedauern über "Deutschlands Abkehr von russischem Gas" geäußert, wie der Kremlchef es darstellt. "Mehr als ein halbes Jahrhundert lang konnten wir mit Deutschland einen pragmatischen Geschäftsansatz entwickeln, der für unsere beiden Länder und den gesamten europäischen Kontinent angenehm war", sagte Putin bei einer Zeremonie zur Vereidigung neu ernannter ausländischer Botschafter in Moskau.
"Unser Land hat Deutschland ununterbrochen mit ökologisch sauberem Gas versorgt", so der russische Staatschef. Diese Partnerschaft sei durch die Explosion an der Nord-Stream-Pipeline "buchstäblich in die Luft gesprengt" worden, fügte er hinzu. Die Gasleitung durch die Ostsee war Ende September 2022 durch eine Reihe bislang ungeklärter Explosionen beschädigt worden. Neben der Ukraine als Verursacher steht auch Russland im Verdacht.
Der Kreml hatte allerdings schon vor den Explosionen den Gasdurchfluss durch Nord Stream 1 gestoppt. Erst führte Moskau eine nach Wartungsarbeiten in Kanada fehlende Gasturbine als Grund dafür an, die Lieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 zurückzufahren. Dann wurden die Gaslieferungen wegen Wartungsarbeiten ganz eingestellt und wegen eines mutmaßlichen Öllecks in der Kompressorstation Portowaja nicht wieder aufgenommen.
Die EU beschuldigte Gazprom, die Pipeline unter falschen Vorwänden stillzulegen. Russland ziehe es vor, Gas zu verbrennen, statt Verträge zu erfüllen. Russland wollte durch den Lieferstopp vor allem den Druck erhöhen, die im Zuge des russischen Kriegs gegen die Ukraine vom Westen verhängten Sanktionen zu lockern.
Deutschland soll schuld an Eiszeit sein
Putin gab in seiner Rede im Kreml, die vom staatlichen Fernsehen übertragen wurde, der Bundesregierung die Schuld an einer neuen Eiszeit, die weder für Deutschland noch für Russland oder den gesamten europäischen Kontinent vorteilhaft sei. Dass der Auslöser dieser Eiszeit und einer deutlich verschlechterten Lage in Europa der Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Zehntausenden Toten ist, sah der russische Präsident indes natürlich nicht. Stattdessen klagte der 71-Jährige, das Verhältnis zwischen Berlin und Moskau sei "nicht auf unsere Initiative hin" eingefroren worden.
Neben Lambsdorff wurden rund zwei Dutzend neue Botschafter aus europäischen Ländern vereidigt, darunter Schweden, Großbritannien, Slowenien und Griechenland. Zu vielen dieser westlichen Staaten haben sich Moskaus Beziehungen seit der russischen Offensive in der Ukraine und aufgrund der gegen Russland verhängten Sanktionen deutlich abgekühlt.
Putin hofft angeblich auf bessere Beziehungen
"Die Zeiten sind nicht einfach", betonte der Kremlchef. An den neuen britischen Botschafter gerichtet sagte Putin, er hoffe, dass sich die Situation "im Interesse unserer Länder und Nationen zum Besseren" wenden werde. London gilt als einer der wichtigsten Unterstützer der Ukraine. Die westlichen Staaten fordern von Putin eine Beendigung des Krieges und einen vollständigen Abzug der russischen Truppen vom ukrainischen Territorium, was der Kreml ablehnt.
Gegenüber dem neuen Botschafter aus Schweden beklagte sich der Kremlchef über den "völligen Mangel an Kommunikation" zwischen Moskau und Stockholm und die Beschränkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Weiter drückte er seine Besorgnis darüber aus, dass Schweden seine "200 Jahre lang verfolgte Politik der Nichtteilnahme an Militärbündnissen" aufgegeben habe. Das skandinavische Land hofft auf einen baldigen Beitritt zur NATO.
Quelle: ntv.de, rog/AFP/dpa