Politik

Sonderflug nach Moskau Russische Diplomaten verlassen London

Die russischen Diplomaten befinden wieder sich bereits in Moskau.

Die russischen Diplomaten befinden wieder sich bereits in Moskau.

(Foto: picture alliance / Frank Augstei)

Die russische Botschaft in London steht leer: Der von Premierministerin May veranlassten Ausweisung leisten die 23 Diplomaten Folge. Russland versucht derweil, andere Länder mit der Herstellung des Nervengifts Nowitschok in Verbindung zu bringen.

Wegen des Giftanschlags auf den früheren Doppelagenten Sergej Skripal haben 23 russische Diplomaten Großbritannien verlassen. Sie und ihre Familien wurden mit einem Sonderflug nach Moskau gebracht, wie die Agentur Tass meldet. Premierministerin Theresa May macht Russland für den Anschlag verantwortlich. Sie hatte die Ausweisung der Diplomaten vergangene Woche im Parlament als eine von mehreren Sanktionen verkündet. Von dem Schritt waren etwa 80 Menschen betroffen, wie der russische Botschafter in London, Alexander Jakowenko, sagte.

Moskau verweist im Gegenzug 23 britische Diplomaten des Landes. Das russische Außenministerium lud in einem ungewöhnlichen Schritt alle in Moskau akkreditierten Botschafter ein, um ihnen die russische Sicht auf den Fall darzulegen. Sprecherin Maria Sacharowa kritisierte die Diskussion, ob das eingesetzte Gift tatsächlich der Kampfstoff Nowitschok sei. Das lenke nur davon ab, dass London keine Informationen zum Fall Skripal liefere, sagte sie der Agentur Interfax zufolge.

Experten der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OVCW) rechnen damit, dass sie zwei bis drei Wochen brauchen, um die von Großbritannien zur Verfügung gestellten Proben des Stoffs zu untersuchen. Das sagte der Generaldirektor der UN-Organisation, Ahmet Üzümcü, der Agentur Tass.

Skripal und seine Tochter Yulia waren am 4. März bewusstlos auf einer Parkbank in der südenglischen Kleinstadt Salisbury zusammengebrochen. Sie wurden nach Londoner Angaben mit dem in der früheren Sowjetunion entwickelten Kampfstoff Nowitschok vergiftet. London bezichtigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin als direkten Drahtzieher des Attentats.

Kam das Nervengift aus Tschechien?

Auch am Dienstag wiederholte der britische Außenminister Boris Johnson in Interviews diese Aussage. Laut Johnson gibt es Beweise, dass Moskau das Nervengift auch in den vergangenen Jahren produziert und gehortet habe. Deutschland, Frankreich und die USA haben sich nach der Attacke an die Seite Großbritanniens gestellt.

Der Kreml weist die Vorwürfe zurück: Die Substanz könnte auch in Großbritannien und anderen Ländern hergestellt worden sein, hieß es. Auch in Großbritannien gebe es Spezialisten, die dies hätten machen können. In anderen russischen Aussagen wurden außerdem die USA, Tschechien oder Schweden als mögliche Herkunftsländer genannt. In Prag bestellte der Außenminister Martin Stropnicky deshalb für Mittwoch den russischen Botschafter Alexander Smejewski ein. Er solle die "lügnerische Aussage der russischen Seite" erklären, das bei dem Anschlag verwendete Nervengift Nowitschok könne aus Tschechien stammen.

Quelle: ntv.de, mba/dpa

Social Networks
Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen