Anwohner flüchten aus Wahllokal Russische Grenzregion meldet neuen Raketenbeschuss
15.03.2024, 10:27 Uhr Artikel anhören
Seit einigen Tagen toben in der russischen Grenzregion Belgorod heftige Kämpfe. Die Gefechte gehen mutmaßlich von kremlkritischen Nationalisten aus, die das Gebiet "befreien" wollen. Am ersten offiziellen Wahltag schlagen sie offenbar erneut zu.
Am ersten Tag der viel kritisierten russischen Präsidentenwahl ist die Grenzregion Belgorod offiziellen Angaben zufolge erneut unter Beschuss geraten. Ersten Erkenntnissen zufolge seien zwei Menschen verletzt worden, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Morgen auf Telegram mit.
Laut russischem Verteidigungsministerium wurden über Belgorod sieben ukrainische Raketen abgeschossen. Man habe alle Angriffe zurückgeschlagen, heißt es. "In den vergangenen drei Tagen, vom 12. bis 14. März, haben die Truppen der russischen Streitkräfte (...) alle Versuche ukrainischer Kämpfer vereitelt, in das Gebiet der Regionen Belgorod und Kursk der Russischen Föderation einzudringen", erklärte das Verteidigungsministerium. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
Die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti meldet, Menschen hätten zwischenzeitlich die Wahllokale verlassen und in Schutzräumen Zuflucht suchen müssen. Moskau macht für den Beschuss die Ukraine verantwortlich, gegen die der russische Staatschef Wladimir Putin seit mehr als zwei Jahren einen brutalen Angriffskrieg führt. Tatsächlich scheinen hinter den Attacken oft paramilitärische Organisationen zu stecken, die zwar aufseiten der Ukrainer kämpfen, allerdings vor allem aus russischen Nationalisten bestehen.
Bereits am Donnerstag sollen bei den Gefechten russischen Angaben zufolge zwei Menschen getötet und mindestens 19 Menschen verletzt worden sein. Der russischen Armee gelang es nach eigenen Angaben, die Angreifer zu "dezimieren".
"Russisches Freiwilligenkorps"
Die Vereinigungen, die Namen wie "Russischer Freiwilligenkorps" oder "Legion Freiheit Russlands" tragen, haben sich eigenen Angaben zufolge bereits in den vergangenen Tagen im Grenzgebiet Kämpfe mit der russischen Armee geliefert und in sozialen Medien weitere Angriffe angekündigt. Sie haben das Ziel ausgegeben, die Regionen Belgorod und Kursk zu "befreien" und Zivilisten aufgerufen, die Gebiete zu verlassen.
Der Urnengang soll Wladimir Putin seine fünfte Amtszeit sichern und ist für drei Tage bis Sonntagabend angesetzt. Der Kremlchef konkurriert bei der Scheinabstimmung mit drei unbedeutenden Kandidaten, da alle bedeutenden Gegner entweder tot, inhaftiert oder im Exil sind. Mitte Februar starb Putins prominentester Widersacher, Alexej Nawalny, unter ungeklärten Umständen in einem Straflager am Polarkreis.
Das ukrainische Außenministerium in Kiew forderte die internationale Gemeinschaft am Donnerstag auf, das Ergebnis der russischen Präsidentschaftswahl abzulehnen, und bezeichnete diese als "Farce". Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja, die den Kampf ihres Mannes fortsetzt, bat die Russen, für jeden Kandidaten außer Putin zu stimmen. Zudem rief sie zu Protesten vor Wahllokalen auf.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/AFP