Organisationen sitzen in Berlin Russland stuft drei NGO als unerwünscht ein
26.05.2021, 20:45 Uhr
Das Zentrum für Liberale Moderne hatte 2020 die belarussische Oppositionelle Svetlana Tichanowskaja zu Gast. Die sehr umtriebige NGO ist in Russland nicht mehr erwünscht.
(Foto: picture alliance/dpa)
Viele zivilgesellschaftliche Organisationen haben es in Russland schwer, ihrer Arbeit nachzugehen. Besonders oft sind ausländische NGO von Repressionen betroffen. Aktuell bekommen dies drei deutsche Institutionen zu spüren. Sie gelten nun als unerwünscht.
Russland hat drei deutsche Nicht-Regierungsorganisationen als unerwünscht eingestuft und ihnen damit faktisch ein Betätigungsverbot erteilt. Betroffen seien das Zentrum für Liberale Moderne, der Verein Deutsch-Russischer Austausch sowie das Forum Russischsprachiger Europäer, meldete die Agentur Tass unter Berufung auf die Generalstaatsanwaltschaft.
Die Ermittler stellten demnach fest, dass die Tätigkeit dieser Vereine eine Gefahr für die Verfassungsordnung und die Sicherheit Russlands darstelle. Die Entscheidung sei dem Justizministerium übergeben worden, das die Liste der unerwünschten Organisationen führe.
Austauschorganisation schickte FSJler nach St. Petersburg
Alle drei Organisationen haben ihren Sitz in Berlin. Das Zentrum für Liberale Moderne bezeichnet sich selbst als Thinktank für Demokratie, Freiheit und Weltoffenheit. Es veröffentlicht unter anderem Berichte, Analysen und Debattenbeiträge über Russland und arbeitet mit dem Sacharow-Zentrum in Moskau zusammen. Der Deutsch-Russische Austausch organisiert seit Jahren Freiwilligendienste zusammen mit einer Partnerorganisation in St. Petersburg. Das Forum Russischsprachiger Europäer widersetzt sich laut seiner Webseite der Politik des Kremls, die Interessen russischsprachiger Menschen im westlichen Ausland zu vereinnahmen.
Menschenrechtler kritisieren immer wieder, dass Russland seine Gesetze missbrauche, um die Entwicklung einer weltoffenen Bürgergesellschaft zu behindern und Aktivisten zum Schweigen zu bringen. In der Kritik steht eine ganze Reihe von Gesetzen. Wer als Organisation oder Person etwa Geld aus dem Ausland bezieht, muss sich in Russland als "ausländischer Agent" einstufen lassen. Kritiker bemängeln, dass Nichtregierungsorganisationen auf diese Weise gebrandmarkt würden. Zudem würden Bürger, die Hilfe suchten, davon abgeschreckt, sich mit "ausländischen Agenten" einzulassen.
Quelle: ntv.de, als/dpa