Beloussow folgt auf Schoigu Russlands neuer Verteidigungsminister hat mit Militär wenig zu tun
13.05.2024, 07:17 Uhr Artikel anhören
Andrej Beloussow war bereits 2013 Berater Putins.
(Foto: dpa)
Die Neubesetzung des Postens des russischen Verteidigungsministers ist eine Überraschung: Zivilist Andrej Beloussow hat keinen militärischen Background, er ist Wirtschaftsexperte. Er soll Putin unter anderem die Bedeutung von Blockchain nahegebracht haben.
Mitten im Krieg gegen die Ukraine ersetzt der wiedergewählte russische Präsident Wladimir Putin seinen Verteidigungsminister überraschend durch einen Wirtschaftsexperten. Amtsinhaber Sergej Schoigu wird Sekretär des nationalen Sicherheitsrats und als Minister von dem Zivilisten Andrej Beloussow abgelöst.
Beloussow bekleidete in der Vergangenheit führende Positionen in der dem Büro des Ministerpräsidenten unterstellten Finanz- und Wirtschaftsabteilung sowie im Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung. Im Jahr 2013 wurde er zum Berater von Präsident Wladimir Putin ernannt. Seit Januar 2020 ist er Vize-Regierungschef.
Angesichts der gestiegenen Militärausgaben wünsche sich Putin wirtschaftliche Expertise an der Spitze des Verteidigungsressorts, sagte Putins Sprecher Dmitri Peskow. "Der Verteidigungsminister sollte offen für Innovationen sein, für die Einführung jeglicher fortschrittlicher Ideen." Deswegen sei die Wahl auf den Ökonomen Beloussow gefallen. "Wer offener für Innovationen ist, wird siegreich auf dem Schlachtfeld sein." Beloussow, der dem früheren Geheimdienstoffizier Putin die Bedeutung von Digitalwirtschaft und Blockchain nahegebracht haben soll, ist gleichwohl wie der Präsident ein Verfechter eines starken Staates.
Stärkung der Rüstungsindustrie
Dass Putin sich für einen Vertreter des Wirtschaftsflügels in der russischen Führung entschied und nicht für einen Angehörigen des mächtigen Sicherheitsapparats, gilt dennoch als Überraschung. Zu Letzteren, als "Silowiki" bezeichneten Kräften, zählt Schoigu. Das könne bedeuten, dass Putin plane, den Krieg gegen die Ukraine mit einer weiteren Stärkung der Rüstungsindustrie und mithilfe internationaler Märkte zu gewinnen, erklärte der Russlandexperte Alexander Baunov. Der Senior Fellow am Carnegie Russia Eurasia Center war früher russischer Diplomat.
Peskow sagte in Bezug auf den Angriffskrieg in der Ukraine, die Kabinettsumbildung werde keine Auswirkungen auf "den militärischen Aspekt" haben. Dieser sei "schon immer das Vorrecht des Generalstabschefs" gewesen. An dem langjährigen Außenminister Sergej Lawrow will Putin den Angaben zufolge festhalten. Auch Generalstabschef Waleri Gerassimow solle im Amt bleiben.
Schoigu und Gerassimow waren in Russland wiederholt wegen militärischer Fehlschläge in der Ukraine kritisiert worden. Russland hatte 2014 die ukrainische Halbinsel Krim in einem international nicht anerkannten Schritt annektiert und zudem Separatisten in der Ostukraine unterstützt. Im Februar 2022 begann die russische Armee einen Großangriff auf das Nachbarland, der von der russischen Regierung als "militärische Spezialoperation" bezeichnet wird. Der Ukraine gelang es, große Teile der zunächst besetzten Gebiete zurückzuerobern. Seit einiger Zeit ist die Ukraine jedoch in der Defensive.
Quelle: ntv.de, mba/rts/AP