Peinliche Panne in Australien Schreibtische mit Geheimakten verkauft
31.01.2018, 16:54 Uhr
(Foto: imago)
Die australischen Regierung rangiert zwei ausgediente Schreibtische aus. Ein Händler bietet die gebrauchten Büromöbel zum Kauf an. Der neue Eigentümer öffnet nichtsahnend die Schubladen - und entdeckt im Inneren Erstaunliches.
Bei einem Gebrauchtwarenhändler in Canberra sind zwei Schreibtische der australischen Regierung mit Schubladen voller brisanter Geheimdokumente aufgetaucht. Die Tische seien für wenig Geld von einem Laden aufgekauft worden, der Möbel aus ehemaligen Regierungsbeständen im Sortiment hat, berichtete der australische Sender ABC. Zu den verschlossenen Schreibtischschubladen seien keine Schlüssel mitgeliefert worden. Nach einigen Monaten sei aber jemand auf die Idee gekommen, die Schlösser aufzubohren.
In den Schubladen fanden sich laut ABC Dokumente aus etwa einem Jahrzehnt Regierungsarbeit, darunter als "streng geheim" oder als Verschlusssache eingestufte Berichte. Dem Sender zufolge umfassen die Dokumente Material aus fünf Amtszeiten australischer Regierungen. Insgesamt handelt es sich demnach um mehrere Zehntausend Seiten, die nahezu alle als geheim, nur für den Dienstgebrauch in Australien oder gar als "Top Secret" eingestuft worden waren. In einem der Berichte der sogenannten "Cabinet Files" war pikanterweise aufgeführt, dass der australischen Bundespolizei binnen fünf Jahren fast 400 Dokumente zur nationalen Sicherheit abhandengekommen seien.
Ein weiterer in einem der Schreibtische gefundener Bericht schildert laut ABC, wie nach der Wahlniederlage der Labor-Partei 2013 im Büro eines hochrangigen Regierungsmitarbeiters 195 streng geheime Dokumente zurückgelassen worden seien. Zu den jetzt gefundenen Akten zählen den Angaben zufolge außerdem Verteidigungspläne für Armeeeinsätze im Nahen Osten und in Afghanistan, Einschätzungen zu Konflikten und Geheimdienstinformationen über Australiens Nachbarländer. Auch detaillierte politische Diskussionen in den Vorgängerregierungen unter Kevin Rudd, Tony Abbott und John Howard hatte der Vorbesitzer demnach in den Schreibtischschubladen vergessen.
Aus der "untersten Schublade"
In den vergangenen Tagen hatte ABC eine Reihe von Enthüllungsstorys veröffentlicht, ohne seine Quellen zu nennen. Als der Sender nun über die Dokumente in den ausrangierten Schreibtischschubladen berichtete, machte er keine Angaben dazu, wer die Dokumente gefunden hatte oder wie ABC an sie gekommen war.
Premierminister Malcolm Turnbull hatte zuvor noch gewitzelt, die ABC-Reporter seien offenbar auf "die unterste Schublade von jemandem in Canberra" gestoßen. Später erklärte seine Regierung, sie habe in der Angelegenheit eine "dringliche Untersuchung" eingeleitet. Üblicherweise werden die Akten australischer Regierungen erst 20 Jahre nach ihrer Entstehung veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, kpi/AFP