Russische Offensive gestoppt? Selenskyj: "Kampfkontrolle" bei Charkiw wieder hergestellt
25.05.2024, 09:03 Uhr Artikel anhören
Vor zwei Wochen beginnen russischen Streitkräfte im Grenzgebiet um Charkiw eine Bodenoffensive. Laut ukrainischer Angaben ist der Vorstoß vorerst gestoppt. Auch, weil die russischen Truppen sich "völlig verzettelt" hätten, wie es heißt. Weiter östlich räumt die Ukraine allerdings russische Teilerfolge ein.
Die ukrainische Armee hat laut Präsident Wolodymyr Selenskyj die Kontrolle über die Grenzregion im östlichen Gebiet Charkiw zurückerlangt. "Unseren Kämpfern ist es gelungen, die Kampfkontrolle über das Grenzgebiet zu übernehmen, wo die russischen Besetzer eingedrungen sind", sagte Selenskyj nach einem Besuch in Charkiw in seiner abendlichen Videoansprache. Ähnlich hatte sich zuvor bereits die Führung der ukrainischen Armee geäußert: "Die ukrainischen Verteidigungskräfte haben die russischen Truppen im Bereich Charkiw gestoppt und führen Gegenoffensiven durch", erklärte sie am Freitag. Ein Vertreter des Generalstabs bezeichnete die Lage als "schwierig", aber "stabil und unter Kontrolle".
Charkiw, das an Russland grenzt, ist eine der am schwersten getroffenen Regionen des nunmehr über zwei Jahre währenden Angriffskriegs gegen die Ukraine. Vor zwei Wochen haben russischen Streitkräfte in dem Grenzgebiet eine Bodenoffensive begonnen und mehrere ukrainische Dörfer besetzt. Die vordersten russischen Truppenteile stehen derzeit weniger als 20 Kilometer vom Rand der gleichnamigen Gebietshauptstadt Charkiw entfernt.
"Völlig verzettelt"
Laut dem ukrainischen Armeechef Oleksandr Syrskyj haben sich die russischen Truppen allerdings in Straßenkämpfen um die Grenzstadt Wowtschansk "völlig verzettelt und sehr hohe Verluste bei den Angriffseinheiten erlitten". Für den Versuch, die Stadt einzunehmen, verlege Russland derzeit "Reserven aus verschiedenen Bereichen", erklärte Syrskyj in Onlinenetzwerken. Ohne Erfolg, wie der Armeechef hinzufügte.
Das etwa fünf Kilometer von der russischen Grenze entfernte Wowtschansk steht derzeit im Zentrum der russischen Bemühungen, weitere Geländegewinne zu erzielen. Laut einer Mitteilung des ukrainischen Generalstabs wurde die Stadt in der Nacht erneut aus der Luft angegriffen. Acht Lenkbomben hätten Wowtschansk getroffen, heißt es. Die ukrainischen Streitkräfte hätten zehn russische Angriffe auf die Stadt und ihre Umgebung abgewehrt. Allerdings sollen die russischen Streitkräfte demnach in der Nähe von Kupiansk weiter östlich in der Region Charkiw und im Sektor Pokrowsk in der Region Donezk "Teilerfolge" erzielt haben.
11.000 Menschen vertrieben
Infolge der Kämpfe mussten nach Angaben des Gouverneurs der Region Charkiw, Oleh Synegubow, bislang mehr als 11.000 Menschen in dem Gebiet ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Am Donnerstag waren bei russischen Angriffen auf die Stadt Charkiw nach Angaben der Behörden sieben Menschen getötet worden.
Auch die staatliche ukrainische Bahngesellschaft meldete am Freitag eine Reihe russischer Angriffe auf ihre Infrastruktur in der Region Charkiw. Dabei seien Schienen, Waggons und Gebäude beschädigt worden, hieß es. "Der Feind unternimmt weiterhin gezielte Versuche, die Eisenbahn in der Region Charkiw zu stoppen."
Quelle: ntv.de, chr/dpa/rts/AFP