Mithilfe russischer Truppen Separatisten verkünden Kontrolle über Mariupols Zentrum
07.04.2022, 10:52 Uhr
Die Stadtverwaltung Mariupols geht davon aus, dass bereits Zehntausende Zivilisten getötet worden sind.
(Foto: IMAGO/ITAR-TASS)
Seit Wochen belagern russische Truppen Mariupol, die humanitäre Lage ist katastrophal. Nun behaupten prorussische Separatisten, dass sie inzwischen weite Teile des Stadtzentrums kontrollieren würden. Die ukrainische Seite sieht das anders: "Mariupol hält sich", betont Präsidentenberater Arestowytsch.
Die prorussischen Separatisten in der Ostukraine haben eigenen Angaben zufolge mithilfe russischer Truppen weitgehend die Kontrolle über das Stadtzentrum von Mariupol erlangt. "Man kann sagen, dass im zentralen Teil der Stadt die Hauptkämpfe beendet sind", sagte der Sprecher der prorussischen Kräfte im Gebiet Donezk, Eduard Bassurin, am Morgen im russischen Staatsfernsehen. Die ukrainische Seite bestätigte diese Darstellung nicht. "Mariupol hält sich", sagte Präsidentenberater Olexeij Arestowytsch.
Von den Separatisten hieß es weiter, nun werde vor allem im Hafen der Metropole am Asowschen Meer sowie am Stahlwerk Asow-Stahl gekämpft. Bassurins Angaben zufolge sollen sich in der von russischen Truppen belagerten Stadt noch rund 3000 ukrainische Soldaten aufhalten. Das ließ sich zunächst nicht überprüfen. Bassurin behauptete zudem, die ukrainischen Kämpfer hätten Unterstützer in der Zivilbevölkerung.
In Mariupol, das vor dem Krieg rund 440.000 Einwohner zählte, ist die humanitäre Lage seit Wochen katastrophal. Die geflüchtete Stadtverwaltung geht davon aus, dass bereits Zehntausende Zivilisten getötet worden sind. Am Donnerstag sollen Bürger die eingekesselte Stadt in privaten Fahrzeugen in Richtung Saporischschja verlassen können. Versuche, die verbliebenen Einwohner zu evakuieren, scheitern jedoch immer wieder, weil geplante Feuerpausen nicht eingehalten oder Konvois an der Weiterfahrt gehindert wurden.
Russische Einheiten sollen zudem eine "Zwangsumsiedlung" der Bevölkerung von Mariupol in von ihnen besetzte Gebiete der Region Donezk durchgeführt haben. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte Russland vorgeworfen, den humanitären Zugang zu Mariupol zu blockieren, um "Tausende" Opfer zu verschleiern.
Quelle: ntv.de, mbu/dpa/rts/AFP