Wie ein Hollywood-Blockbuster So absurd inszeniert Nordkorea den Raketentest
25.03.2022, 13:03 Uhr
Das nordkoreanische Regime testet seine neue "Monster"-Rakete und lässt die Welt an dem erfolgreichen Abschuss teilhaben. Dabei setzt Diktator Kim Jong Un auf eine bildgewaltige Propaganda-Show nach Hollywood-Vorbild, die allerdings verstörende Ausmaße annimmt.
Kim Jong Un will ein militärisches Zeichen setzen. Und jeder soll sehen, wie ernst es dem Diktator aus Nordkorea ist. Der Test einer neuartigen Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-17 wird von den staatlichen Propaganda-Stellen ausgeschlachtet. Dabei entstehen Videoclips, die als Parodie eines Hollywood-Blockbusters durchgehen würden - wenn die Provokation nicht so brisant wäre für den internationalen Frieden. Als direkte Konsequenz auf den Abschuss verhängten die USA neuen Sanktionen gegen das Land. An diesem Freitag soll auch noch der UN-Sicherheitsrat über den größten Raketentest Nordkoreas seit 2017 beraten.
Kim hatte den Test der neuartigen ballistischen Interkontinentalrakete am Donnerstagmorgen laut der zentralen staatlichen Nachrichtenagentur Nordkoreas (KCNA) persönlich überwacht und war mit Ablauf und Ergebnis sehr zufrieden. Diese Waffe werde "ihre Aufgabe und Pflicht als mächtiges nukleares Abschreckungsmittel erfüllen" - mit diesen Worten wird Kim Yong Un zitiert. Nordkorea sei nun "voll und ganz auf eine langfristige Konfrontation mit den US-Imperialisten vorbereitet". Sein Land verfüge nun über "beeindruckende militärische und technische Fähigkeiten, die von jeder militärischen Bedrohung und Erpressung unbeeindruckt bleiben".
Nach Angaben Nordkoreas wurde die Rakete auf dem internationalen Flughafen von Pjöngjang gestartet. Sie flog demnach binnen einer guten Stunde 1090 Kilometer weit, "bevor sie genau in das vorher festgelegte Gebiet in den Gewässern des Koreanischen Ostmeeres einschlug". Der japanischen Regierung zufolge landete die Interkontinentalrakete indes in japanischen Hoheitsgewässern. Es sei eine ernsthafte Bedrohung mit einer anderen Dimension als zuvor, sagte Japans Verteidigungsminister Nobuo Kishi.
Die Bilder, die von den staatlichen Medien verbreitet wurden, zeigten Kim mit schwarzer Lederjacke und dunkler Sonnenbrille, wie er vor einer riesigen Rakete (internationale Experten nennen sie "Monster"-Rakete) über das Rollfeld schreitet. Mit entschiedenen Gesten, begleitet von dramatischen Klängen. Es ist eine Szene wie in einem Rette-die-Welt-Blockbuster aus Hollywood, aber längst nicht der absurdeste Moment in dieser verstörenden Propaganda-Show. Kim und zwei seiner offenbar wichtigsten Militärs werden dabei gezeigt, wie sie ihre Uhren abgleichen, wie sie dem Countdown entgegenzittern, ehe der Staatschef schließlich die Brille abnimmt und mit einem kleinen Nicken den finalen Befehl zum Abschuss gibt, der über mehrere euphorische Soldaten in die Kommandozentrale übermittelt wird. Auf der staatstreuen Nachrichtenseite Rondon.rep.kp heißt es wörtlich: "Der Startplatz brodelte vor glühender Erwartung."
Richtig bizarr werden die Aufnahmen allerdings erst nach dem erfolgreichen Abschuss. Kim und seine beiden Militärstrategen jubeln ekstatisch, auch Soldaten werden gezeigt, wie sie sich vor Freude in den Armen liegen. Untermalt ist die Szene von hymnischer Musik. Rondon schreibt dazu: "In diesem Moment erhitzte eine leuchtende Flamme die Erde und zusammen mit einem lauten Knall stieg das riesige Wesen, das die unbesiegbare Macht der Demokratischen Volksrepublik Korea repräsentierte, in den Weltraum auf." Die Show endet mit einer Jubel-Szene von Kim und seinen Soldaten, gut gelaunt schreiten sie über das Rollfeld, auf dem der riesige Transporter steht, der die Rakete abgeschossen hatte.
Quelle: ntv.de, tno