Harte Sanktionen für Nordkorea Kim schwärmt nach Test von Monster-Rakete
25.03.2022, 07:40 Uhr
Dieses von der staatlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA zur Verfügung gestellte Bild zeigt den Test einer neuen ballistischen Interkontinentalrakete.
(Foto: -/kcna/dpa)
Im Schatten des Ukraine-Kriegs provoziert Nordkorea mit dem größten Raketentest seit 2017. Das zieht unmittelbar harte Sanktionen nach sich. Während das isolierte Land den Test lobt, fühlt sich Japan besonders bedroht - die Rakete soll in seinen Hoheitsgewässern gelandet sein.
Der Westen verurteilt Nordkoreas Test einer Interkontinentalrakete scharf und erhöht den diplomatischen Druck auf das isolierte Land. Die USA kündigten am Donnerstag neue Sanktionen gegen Einrichtungen an, die "sensible Elemente für das nordkoreanische Raketenprogramm" beschafft haben sollen - darunter auch zwei russische Unternehmen. Nun soll der UN-Sicherheitsrat über den größten Raketentest Nordkoreas seit 2017 beraten.
Nach Angaben der Staatsmedien hatte Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un persönlich den Testabschuss einer neuartigen ballistischen Interkontinentalrakete am Donnerstagmorgen überwacht. Kim sagte laut KCNA, die neue Waffe des Typs Hwasong-17 werde "ihre Aufgabe und Pflicht als mächtiges nukleares Abschreckungsmittel erfüllen". Das System wird von Experten als "Monster-Rakete" bezeichnet. Der Machthaber sagte demnach weiter, sein Land verfüge nun über "beeindruckende militärische und technische Fähigkeiten, die von jeder militärischen Bedrohung und Erpressung unbeeindruckt bleiben" und sei "voll und ganz auf eine langfristige Konfrontation mit den US-Imperialisten vorbereitet".
Die USA kündigten daraufhin Sanktionen gegen mehrere nordkoreanische und russische Einrichtungen an. Diese treffen das Büro für auswärtige Angelegenheiten der Zweiten Akademie der Naturwissenschaften Nordkoreas sowie einen Staatsbürger direkt. Dies solle die Bemühungen, "ihr Raketenprogramm voranzutreiben, behindern", erklärte das US-Außenministerium. Die Sanktionen betreffen auch zwei russische Unternehmen namens Ardis Group und PFK Profpodshipnik sowie einen Russen namens Igor Alexandrowitsch Mischurin. Dies unterstreiche "die schädliche Rolle", die Russland durch die "Unterstützung" des nordkoreanischen Nuklearprogramms "auf der Weltbühne spielt". Wie genau diese Unterstützung aussah, teilten die USA nicht mit.
Der UN-Sicherheitsrat wird an diesem Freitag über den Raketentest beraten. Die Sitzung soll um 15 Uhr Ortszeit in New York (20 Uhr MEZ) beginnen. "Der Start einer Langstreckenrakete birgt das Risiko einer Eskalation der erheblichen Spannungen in der Region", erklärte der UN-Sprecher Stephane Dujarric. Er warnte Nordkorea, "keine weiteren kontraproduktiven Aktionen zu unternehmen".
Rakete schlägt im koreanischen Ostmeer ein
Nach Angaben Nordkoreas wurde die Rakete auf dem internationalen Flughafen von Pjöngjang gestartet. Sie flog demnach binnen einer guten Stunde 1090 Kilometer weit, "bevor sie genau in das vorher festgelegte Gebiet in den Gewässern des Koreanischen Ostmeeres einschlug", wie KCNA mitteilte. Der japanischen Regierung zufolge landete die Interkontinentalrakete mit einer Reichweite von mehr als 6200 Kilometern in japanischen Hoheitsgewässern. Tokio sprach von einem "unverzeihlichen Test". Es sei eine ernsthafte Bedrohung mit einer anderen Dimension als zuvor, sagte Verteidigungsminister Nobuo Kishi. Auch Südkorea, die USA und Deutschland reagierten empört.
Das nordkoreanische Militär hatte 2017 mehrere Tests mit einer Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-15 vorgenommen. In der Folge verzichtete Nordkorea, das wegen seines Atomwaffen-Programms international isoliert ist, aber auf weitere Tests. Seit Januar hatte die Führung in Pjöngjang angedeutet, sie könnte das selbst auferlegte Moratorium für derartige Tests aufheben.
Nordkorea strebt seit Langem nach einer Interkontinentalrakete, die mehrere Atomsprengköpfe tragen kann. Nach Angaben Seouls und Washingtons testete das Land die Hwasong-17 zuletzt unter dem Vorwand, einen "Aufklärungssatelliten" ins All zu bringen. In der vergangenen Woche endete ein wahrscheinlicher Test der Hwasong-17 mit einem Fehlschlag, als sie kurz nach dem Start über der Hauptstadt explodierte. KCNA erklärte, der erfolgreiche Start am Donnerstag habe "eindeutig bewiesen, dass alle Parameter des Waffensystems genau den Konstruktionsanforderungen entsprechen". Ein "prompter Betrieb" könne nun auch "unter Kriegsbedingungen" garantiert werden.
Quelle: ntv.de, tno/AFP