Urteil gegen Nawalny-Vertraute Sobol darf nachts nicht vor die Tür
03.08.2021, 17:41 Uhr
Die russischen Behörden warfen der 33-Jährigen vor, im Januar zur Teilnahme an einer nicht erlaubten Demonstration für Nawalny aufgerufen zu haben.
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Ein russisches Gericht schränkt die Bewegungsfreiheit einer engen Mitarbeiterin des inhaftierten Kreml-Kritikers Nawalny ein. Die 33-jährige Sobol darf 18 Monate lang zwischen 22 Uhr und 6 Uhr nicht mehr ihre Wohnung verlassen. Der Vorwurf: Sie soll gegen Corona-Schutzauflagen verstoßen haben.
Die prominente Vertraute des inhaftierten Kremlgegners Alexej Nawalny, Ljubow Sobol, ist zu anderthalb Jahren Freiheitsbeschränkung verurteilt worden. Die 33-Jährige dürfe nachts zwischen 22 Uhr und 6 Uhr nicht aus dem Haus gehen, schrieb ihr Anwalt Wladimir Woronin auf Twitter. Außerdem dürfe sie Moskau nicht verlassen.
Sobol wird vorgeworfen, dass bei von ihr mit organisierten Demonstrationen für die Freilassung Nawalnys Anfang des Jahres gegen Corona-Schutzauflagen verstoßen wurde. Die Rechtsanwältin, die bereits seit Monaten unter Hausarrest steht, wollte gegen das Urteil des Moskauer Gerichts Beschwerde einlegen. Sobol hatte ursprünglich bei der Parlamentswahl im September für einen Sitz in der Staatsduma kandidieren wollen.
Nawalny-Anhänger dürfen bei Wahlen nicht antreten
Nach dem Verbot mehrerer Nawalny-Organisationen stellte sie ihren Wahlkampf allerdings vor einigen Wochen ein. Im Juni hatte ein Gericht unter anderem die Anti-Korruptions-Stiftung Nawalnys, der seit Monaten in einem Straflager inhaftiert ist, als extremistisch eingestuft und damit faktisch verboten. Im Zusammenhang mit einem neuen Gesetz hat das zur Folge, dass Anhänger und Unterstützer des Oppositionellen nun bei allen Wahlen nicht mehr antreten dürfen.
Sobol gehörte zu den engsten Mitarbeitern Nawalnys, der wiederum als wichtigster Widersacher Putins gilt. Nawalny hatte vor einem Jahr einen Anschlag in Russland mit einem Nervengift überlebt, für den er den Kreml verantwortlich macht. Nach seiner Behandlung in Deutschland wurde er bei seiner Rückkehr im Januar in Russland festgenommen und später wegen angeblicher Verstöße gegen Bewährungsauflagen zu mehr als zwei Jahren Lagerhaft verurteilt.
Ein Moskauer Gericht stufte Nawalnys regionales Unterstützernetzwerk und seine Antikorruptions-Stiftung im Juni als "extremistisch" ein und verbot diese Einrichtungen mit sofortiger Wirkung. Einige von Nawalnys früheren Mitstreitern sind mittlerweile ausgewandert.
Quelle: ntv.de, jki/dpa/AFP